Vortragsreihe

 

 

 

Öffentliche Vortragsreihe im Jahr 2018

16.01.2018         »De corrigendis adolescentiae studiis/Über die Neugestaltung des Studiums Jugend« – 500 Jahre Antrittsvorlesung Melanchthons an der Leucorea

                              Dr. Marianne Schröter

 

27.03.2018       Jenseits der Meisterleistungen – Das Wirken des Humanisten Balthasar Fabritius  Phacchus im Alltag der Leucorea

                           Dr. Martin Treu

 

24.04.2018        Körper und Seele – Anatomie und Physiologie in der Sicht Melanchthons

                             Dr. Marianne Schröter

 

29.05.2018        Mehr als bloße Zustimmung – Der Theologieprofessor Friedrich Balduin im Gespräch mit seinen Kollegen

                            Dipl. Theol. Tilman Pfuch

 

 26.06.2018        »Konsuln und Rhetoren in die Schule, um der Welt zu helfen?« – Melanchthon als Didaktiker                     

                               Thomas Lang M.A.

 

11.09.2018        Lüneburger Studenten im Wittenberg des 16. Jahrhunderts

                            Dr. Jan-Christian Cordes

 

16.10.2018        »Matzepahn mit großen feinen bildern und Vergöllt« – Die Feierlichkeiten zur  Amtseinführung des Superintendenten Abraham Calov am 14. Februar 1654     

                            Dr. Insa Christiane Hennen

 

 06.11.2018        Die akademische Grablege in der Schlosskirche

                             Dr. Anke Neugebauer

 

11.12.2018        Der Wittenberger Hebraist Matthäus Aurogallus (um 1490–1543)

                           Prof. Dr. Ernst-Joachim Waschke

 

Alle Vorträge finden im Auditorium maximum der Stiftung LEUCOREA (Collegienstraße 62) statt. Es wird herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

 

Vgl. aktuelle Einladungen und Ankündigungen unten und die Ankündigungen auf Leucorea-Seite

Alte Ankündigungen

 

Prof. Dr. Waschke: Der Wittenberger Hebraist Matthäus Aurogallus (um 1490–1543)

 

Die Stiftung LEUCOREA lädt ein zum Vortrag von Prof. Dr. Ernst-Joachim Waschke am 11.12.2018. Im Mittelpunkt steht dieses Mal der Wittenberger Hebraist Matthäus Aurogallus (um 1490–1543). Mit dieser Veranstaltung, die um 19.30 Uhr im Auditorium maximum des Fridericianum, Collegienstraße 62, beginnt, schließt die LEUCOREA ihre diesjährige Vortragsreihe ab.

 

Mathias Goldhahn aus Böhmen, der sich lateinisch in Matthäus Aurogallus umbenannt hat, war für Martin Luther einer der wichtigsten Stützen bei der Übersetzung des hebräischen Alten Testamens. Nach den heftigen Querelen mit den ersten Hebraisten in Wittenberg, wurde er auf den gemeinsamen Wunsch von Luther und Melanchthon 1521 auf die Professur für Hebräisch berufen. Diese nahm er bis zu seinem Tod 1543 an der Leucorea wahr. Er hatte damit diese Professur im 16. Jh. am längsten inne und erwarb sich in den 22 Jahren seiner Lehrtätigkeit große Verdienste um den Auf- und Ausbau der Hebraistik an der Leucorea zu Wittenberg. Leben und Werk dieses außerordentlichen Gelehrten sollen in dem Vortrag gewürdigt werden.

 

Professor Waschke, Vorstandsvorsitzender der Stiftung LEUCOREA, hatte bis zu seiner Emeritierung den Lehrstuhl für Altes Testament an der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle–Wittenberg inne. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Funktionen war er auch als Rektoratsbeauftragter für das Reformationsjubiläum 2017 tätig.

 

 

„Die Akademische Grablege in der Wittenberger Schlosskirche“

06.11.2018, 19.30 Uhr, Aula der LEUCOREA, Referentin: Anke Neugebauer, freier Eintritt

 

Das Raumbild der Wittenberger Schlosskirche bestimmten vor der Zerstörung im Siebenjährigen Krieg (1760) und den historistischen Umbauten Friedrich Adlers (ab 1885) weit über 100 Grabsteine und Epitaphe Wittenberger Professoren, deren Bestattungen sich noch heute unter dem Kirchenboden befinden. Während der dynastischen Grablege der Kurfürsten Friedrich und Johann und den Grabanlagen Martin Luthers und Philipp Melanchthons ein fortwährendes wissenschaftliches Interesse zuteilwurde, gelangte die Erforschung der akademischen Grablege über Beschreibungen vornehmlich des 17. Jahrhundert nicht hinaus. Innerhalb von 350 Jahren wurden immerhin 73 Rektoren der Universität in der Schlosskirche beigesetzt, womit das Gotteshaus zum exklusiven Bestattungsort universitärer Eliten avancierte. Der Wittenberger „Geistesadel“ folgte den Trauer- und Beisetzungsriten für die dort bestatteten Kurfürsten und Reformatoren, was sich wiederum vorbildhaft auf die Memorialkultur an anderen Universitäten des Reiches auswirkte. 

Innerhalb des Vortrages soll die akademische Grablege der Wittenberger Schlosskirche in Ansätzen rekonstruiert, Bestattungsorte, Beisetzungsprivilegien und Trauerzeremonien sowie Art, Aufbau und Ikonographie der Grabanlagen exemplarisch vorgestellt werden. Die räumliche Rekonstruktion basiert auf bauzeitlichen Verwaltungs- und Rechnungsquellen der Schlosskirche sowie Baukorrespondenzen des 19. Jahrhunderts, historischem Plan-, Bild -und Fotomaterial; das Zeremoniell fußt auf zeitgenössischen Berichten, auf Urkunden und Erlässen der Universitätsverwaltung sowie gedruckten Funeralschriften.

 

„Matzepahn mit großen feinen bildern und Vergöllt“.

Die Feierlichkeiten zur Amtseinführung des Superintendenten D. Abraham Calov am 14. Februar 1654

 

Die Stiftung LEUCOREA lädt ein zum Vortrag von Dr. Insa Christiane Hennen am 16. Oktober 2018. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr im Auditorium Maximum des Fridericianums, Collegienstraße 62. Der Eintritt ist frei.

 

Vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg: Anlass genug, einen Ausflug ins 17. Jahrhundert zu unternehmen. Denn auch oder besonders jenseits der „Lutherzeit“ sind noch viele Forschungsfragen ungelöst, die Wittenberg betreffen. Umfassendere Untersuchungen zu den Auswirkungen des langen „Teutschen Krieges“ auf Wittenberg fehlen bislang.

Die Referentin wird ein Schlaglicht auf die Zustände werfen, die um 1650 in Wittenberg herrschten, als Abraham Calov an die Leucorea berufen und wenig später auch zum Superintendenten ernannt wurde, ein Amt, das er 34 Jahre lang ausübte. Anhand verschiedener Quellen kann die Situation in der Stadt beschrieben und dem Lebensgefühl ihrer Bewohner nachgespürt werden. Die Bevölkerung war durch Epidemien stark dezimiert worden, die Stadt noch lange von den Zerstörungen geprägt, die einquartierte Soldaten herbeigeführt hatten. Die Häuser der Professoren standen noch, und die führenden Köpfe der Universität verfügten über gute Kontakte an den kurfürstlichen Hof.

Die durch eine Rechnung im Pfarrarchiv dokumentierte Festkultur, die bei der opulenten Feier zu Ehren Calovs aufscheint, wirkt heute angesichts der prekären Zustände in der vom Krieg gebeutelten Stadt befremdlich. Offenbar versuchte die städtische Elite ein Zeichen für den Aufbruch in bessere Zeiten zu setzen. Prachtentfaltung und Völlerei sollten die Schatten des Krieges vertreiben.

 

Lüneburger Studenten in Wittenberg – Einblicke in Studium und Alltag der Söhne des Bürgermeisters Hieronymus Witzendorp in den Jahren 1533-38

 

Die Stiftung LEUCOREA und das Projekt “Ernestinisches Wittenberg” laden ein zum Vortrag von Dr. des. Jan-Christian Cordes am Dienstag, dem 11. September 2018 im Audimax des Fridericianums, Collegienstraße 62.

 

„Dath se flitigen Studeren unde in guden Szeden wol tho nemen“ – mit diesen Worten wies der Lüneburger Bürgermeister Hieronymus Witzendorp den Erzieher seiner Söhne an, dass nicht nur fleißig studiert sondern auch ein gesitteter Lebenswandel an der Universität Wittenberg eingeübt werden sollte. Da der Praeceptor Conrad Rhuden später eine ebenso verantwortungsvolle Arbeit in der Ratskanzlei der Salzstadt übernahm, haben sich fast vierzig Briefe erhalten, die im Zeitraum von 1533 bis 1538 von den Eltern der Studenten verfasst und nach Wittenberg sowie teils nach Frankfurt an der Oder geschickt wurden, wohin man zwischenzeitlich wegen der in der Stadt grassierenden Pest ausweichen musste. In dem Abendvortrag soll diese faszinierende Quelle, die es ermöglicht, einen Blick in die Alltagswelt der Reformationszeit zu werfen, dargestellt und eingeordnet werden: welche Sorgen plagten die Eltern, wie wurde große Politik mit kleinen Allerweltsproblemen verbunden und welche Verbindungen zwischen Wittenberg und Lüneburg werden sichtbar?

 

Jan-Christian Cordes, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt “Ernestinisches Wittenebrg” hat sich im Rahmen seiner Dissertation intensiv mit der Reformation in der Hansestadt Lüneburg befasst und dabei viele, bisher unbeachtete Quellen gehoben.

Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr, im Anschluss besteht die Möglichkeit zu Rückfragen und zur Diskussion. Der Eintritt ist frei!

 

 

„Konsuln und Rhetoren in die Schule, um der Welt zu helfen?“ – Melanchthon als Didaktiker

Vortrag in der Leucorea am 26. Juni 2018 um 19.30 Uhr im Auditorium maximum.

Die Stiftung LEUCOREA lädt im Rahmen ihrer Reihe ›500 Jahre Wittenberger Universitätsreform‹ zu einem Vortrag von Thomas Lang M. A. ein, der sich mit dem Wirken von Melanchthon als Didaktiker befasst. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

Am 28. August 1518 hielt der gerade einmal 21 jährige Philipp Melanchthon in der Wittenberger Schlosskirche eine feurige Antrittsrede zur Reform des Unterrichts für die Jugend. Seine Worte verliefen sich – anders als manche Reformankündigung heutzutage – nicht im Sande, denn schon bald fand er zahlreiche Mitstreiter, die die Reformation des Religiösen mit einer Bildungsreform verknüpften. Der Fächerkanon des heutigen Gymnasiums zeugt bis heute von dieser Aufbruchszeit.

Neben seinen überlaufenen Lehrveranstaltungen an der Wittenberger Universität konnte Melanchthon seine didaktischen Grundsätze seit 1520 in seiner Hausschule erproben. Der Erfolg der strengen Aufsicht und des hohen Bildungsideals blieb nicht aus. Schon 1522 teilte Melanchthon stolz dem Hof mit, dass mehrere seiner Schüler Homer im altgriechischen Original lesen konnten. 1527/28 brachte er seine Erfahrungen in die Visitationsordnung ein und konnte damit auch das städtische Schulwesen Kursachsens wesentlich beeinflussen. 1528 genoss Melanchthons als Didaktiker ein solch hohes Ansehen, dass er den Lehrplan für den Kur-Prinzen erstellte.

Auch zahlreiche Schüler und Studenten Melanchthons zeigten sich beeindruckt. Melanchthons Ideal der nützlichen Bildung fand seinen Widerhall in zahlreichen städtischen Schulordnungen Mitteldeutschlands und darüber hinaus. 1523 versuchte der Melanchthonschüler Leonhard Nather († 1545) die Zwickauer Lateinschule für den Unterricht in den drei Sprachen, Latein, Griechisch und Hebräisch neuzuordnen. Eine Übersicht listete die antiken Autoren des Lehrplans nach ihrer Nützlichkeit für die Gesellschaft auf. 1531 verfasste der Lausitzer Melanchthonschüler Valentin Friedland aus Troitzschendorf († 1556) eine Schulordnung für die Goldberger Schule (Złotoryja), die sich an der römischen Republik orientierte. Die Schüler – als questoren, discophori,consuln etc. – organisierten sich selbst, freilich immer unter der Aufsicht des dictator perpetuus, also des Lehrers.

Melanchthons hohe Wertschätzung der Bildung zeigt sich in sämtlichen evangelischen Kirchen- und Schulordnungen. Auch der Leipziger Superintendent Johannes Pfeffinger († 1573), ebenfalls ein Melanchthonschüler, lies 1545 in einer Kirchenordnung vermerken: „Es ist an den Schulen sehr viel gelegen, denn will man der Welt helfen, […] das Predigt Amt und […] gute Ordnung und Sitten erhalten, so muss man rechtschaffene gottselige gelehrte Leute haben, die kann man nirgends denn aus der Schule nehmen.“

 

 

Mehr als bloße Zustimmung – Der Theologieprofessor Friedrich Balduin im Gespräch mit seinen Kollegen

Vortrag in der Leucorea am 29.05.2018 um 19.30 Uhr im Auditorium maximum

Die Stiftung LEUCOREA lädt im Rahmen ihrer Vortragsreihe zum Thema ›500 Jahre Wittenberger Universitätsreform‹ zu einem Vortrag über die wenig beachtete Wittenberger Theologengeneration Anfang des 17. Jahrhunderts ein. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung, zu der herzlich eingeladen wird, ist frei.

Spricht man von Theologen aus Wittenberg, dann sind meist die Vertreter der Reformationszeit im Blick. Luther, Melanchthon, auch ihre Kollegen werden ausführlich traktiert. Etwas spärlicher schon ist die Menge der Literatur, wenn ihre Schüler betrachtet werden. Dagegen werden die Theologen aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts kaum beachtet, zu den wenigsten von Ihnen liegen wissenschaftliche Publikationen vor. Die Gründe hierfür sind vielfältig, nicht zuletzt aber spielt eine Rolle, dass das Wirken dieser Personen lange Zeit als dogmatisch erstarrt und lebensfern wahrgenommen wurde.

Gerade Friedrich Balduin zeigt sich allerdings bei näherer Betrachtung von einer überraschend kirchenpraktischen Seite. Nicht nur intensive exegetischer Arbeit steht im Fokus seines Wirkens, auch ist die Tätigkeit als Universitätsprofessor eng mit verschiedensten kirchlichen Aufgaben verzahnt. Die Betreuung und Begleitung von Studenten steht dabei im Mittelpunkt seines langjährigen Wirkens in Wittenberg.

In seiner Betonung gründlicher Schriftauslegung als Grundlage für alle weitere theologische Arbeit zeigt sich Balduin von der Methodik Melanchthons, wie dieser sie zuerst in seiner Antrittsvorlesung von 1518 formulierte, beeinflusst. Zugleich entwickelten er und seine Kollegen dessen Impulse vielfältig fort und trugen zur Professionalisierung des Theologiestudiums bei, indem sie auf Impulse und Herausforderungen ihrer Zeit reagierten.

Die enge Bindung der Arbeit Balduins und seiner Kollegen an die Fragestellungen der Menschen ihrer Umwelt zeigt sich auch, wenn Debatten innerhalb der Fakultät zu theologischen Fragestellungen betrachtet werden. Keineswegs sind sie Dokumente des lebensfernen Streitens, sondern strahlen Interesse an alltäglichen Problemen und theologisch relevanten Fragestellungen aus. Statt sich auf starre Formeln oder allgemeine Grundsätze zurückzuziehen, setzten sich die Wittenberger von Fall zu Fall damit auseinander, welches die beste Lösung für Betroffene eines Problemfalls sein konnte. In ihrer Weise etablierten sie damit untereinander eine spezifische Form von Debattenkultur.

Der Vortrag wird auf Grundlage bisher nicht erschlossener Quellen untersuchen, wie divers und meinungsvielfältig Balduin und seine Kollegen trotz vermeintlich klarer dogmatischer Richtlinien zu Lösungsfindungen kommen konnten.

 

Dipl-theol. Tilman Pfuch ist Mitarbeiter im Forschungsprojekt Ernestinisches Wittenberg.  

 

Körper und Seele - Anatomie und Physologie in der Sicht Melanchthons

Vortrag in der Leucorea am 24.04.2018 um 19.30 Uhr im Auditorium maximum

Die Stiftung LEUCOREA lädt im Rahmen ihrer Vortragsreihe zum Thema ›500 Jahre Wittenberger Universitätsreform‹ zu einem Vortrag über Philipp Melanchthon als Medizintheoretiker ein. Unter der Fragestellung

»Körper und Seele – Anatomie und Physiologie in der Sicht Melanchthons«

referiert Dr. Marianne Schröter am Dienstag, 24. April 2018, 19.30 Uhr im Auditorium Maximum (Collegienstraße 62). Der Eintritt zu dieser Veranstaltung, zu der herzlich eingeladen wird, ist frei.

Von Philipp Melanchthon, der neben seinem eigentlichen Fach, der griechischen Philologie, auch im Bereich zahlreicher anderer Disziplinen publizierte, sind uns zwei große Lehrbücher und 22 Reden zu medizinisch-anthropologischen Fragen überliefert. Die thematische Spannweite ist breit und reicht von humanistisch inspirierten Lobreden auf die Medizin als Wissenschaft, über konkrete Fragen obrigkeitlicher Gesundheitsfürsorge und -praxis, Positionierungen im Methodenstreit seiner Zeit bis hin zu medizinhistorischen oder anatomisch-physiologischen Spezialstudien. Grundsätzlich steht das Beschäftigungsfeld der Medizin für ihn dabei unter einer theologischen Prämisse. Es geht Melanchthon um die Herausstellung der Verantwortung der Menschen für Leib und Seele als Schöpfungsgabe Gottes: »Obwohl unser Körper eine aus Lehm geformte Masse ist, ist er dennoch zu dem Zweck geschaffen, in alle Ewigkeit Wohnstätte und Tempel Gottes sowie Beweismittel für Gottes wunderbarste Taten zu sein.« – heißt es in der »Rede über die medizinische Kunst« von 1555. Sein medizinisches Hauptwerk, der »Kommentar über die Seele« (Erstfassung 1540) stellt eine kritische Abhandlung in zwei Teilen dar. Während der zweite Teil in antik-aristotelischer Tradition die Seelenvermögen des Menschen vorstellt, findet sich in der ersten Buchhälfte – und das ist wohl das eigentlich medizinhistorisch Revolutionäre dieses Entwurfs – eine entschlossene Hinwendung zu anatomisch-physiologischen Beschreibungen und Methoden. Dabei plädiert er in Aufnahme der Argumentationen des flämischen Anatomen und Chirurgen Andreas Vesal, Leibarzt Kaiser Karls V., auch für die Forderung des ›Selbst-Sehens‹, der Autopsie des menschlichen Körpers.

Der Vortrag will in diese spannenden medizin- und wissenschaftsgeschichtlichen Fragen einführen und konkrete physiologische und psychologische Theorien aus der Feder Melanchthons vorstellen. So wird deutlich, dass die Leucorea auch auf dem Feld der Medizin auf eine bedeutende Geschichte verweisen kann. Philipp Melanchthon steht hier als wesentlicher Initiator und Impulsgeber.

 

Dr. theol. Marianne Schröter, ist Geschäftsführerin der Stiftung Leucorea Wittenberg und Religionsphilosophin

 

 

 

Jenseits der Meisterleistungen – Das Wirken des Humanisten Balthasar Fabritius Phacchus im Alltag der Leucorea

Vortrag in der Leucorea am 27.03.2018 um 19.30 Uhr im Auditorium maximum

Der Vortrag von Dr. Martin Treu wird sich mit einem Humanisten beschäftigen, der nicht zuletzt für die Etablierung der griechischen Sprache an der Universität Wittenberg bedeutsam war.

Dr. Martin Treu, Kirchenhistoriker und Theologe, ist Geschäftsführer der Luthergesellschaft und war von 1991 bis 1997 Direktor des heutigen Lutherhauses.

 

 

»De corrigendis adolescentiae studiis/Über die Neugestaltung des Studiums der Jugend« – 500 Jahre Antrittsvorlesung Melanchthons

Vortrag in der Leucorea am 16.01.2017 um 19.30 Uhr im Auditorium maximum

Auch in diesem Jahr gibt es große Jubiläen zu feiern. Neben dem 725. Geburtstag unserer Stadt und der Verleihung des Titels »Lutherstadt« vor 80 Jahren jährt sich im August zum 500. Mal die Antrittsvorlesung Philipp Melanchthons an der Wittenberger Universität. Mit dieser Vorlesung ist der junge württembergische Gelehrte in der kursächsischen und sogar europäischen Gelehrtenwelt auf einen Schlag bekannt geworden. Schnell wurde ihm von akademischen Kollegen und der Öffentlichkeit der Ehrentitel »Praeceptor Germaniae/Lehrer Deutschlands« zuerkannt.

Doch was machte eigentlich den durchschlagenden Erfolg dieser Rede aus? Was war Thema seiner Ausführungen vor den Studenten und Professoren der Leucorea? Melanchthon legt nichts weniger als ein Generalprogramm zur Reform des Universitätsstudiums vor und kritisiert den bisherigen Lehrbetrieb als methodisch nicht mehr zeitgemäß. Im Sinn des humanistischen Appells, Wissen direkt aus den Quellen durch eigene Forschung zu generieren, wendet er sich – und das war eine weitere Innovation – direkt an die Studenten. Sie sollen sich ›ihres Verstandes bedienen‹ und sich nicht einfach auf Lehrautoritäten verlassen. Mit diesem Reformprogramm und seiner Umsetzung im akademischen Betrieb war die Grundlage dafür gelegt, dass Wittenberg zu den führenden Universitäten der Zeit aufstieg.

Im Vortrag wird die Antrittsrede Melanchthons in ihrem Text vorgestellt, nach den wichtigsten Bezügen und Verweisen erläutert sowie die Tragweite des Programms illustriert. Melanchthon kommt ausführlich zu Wort, auch um die Schönheit seiner Sprache – wenn auch nur in Übersetzung – zu würdigen. Zu dem Abend wird herzlich eingeladen. Der Eintritt ist – wie immer bei dieser Vortragsreihe – frei.

Dr. Marianne Schröter ist die Geschäftsführerin der Stiftung LEUCOREA. Sie hat an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Ev. Theologie studiert und über ein Thema der Theologiegeschichte des 18. Jahrhunderts promoviert. Ihren Arbeitsschwerpunkt bilden wissens- und universitätsgeschichtliche Fragestellungen.

 

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„Erhitzte Damen“

Vortrag in der Leucorea am 12.12.2017 ab 19.30 Uhr im Auditorium maximum

Auf Ausgrabungen in Wittenberg werden immer wieder viele Ofenkacheln geborgen. Auf den Reliefs von Kacheln des 16. Jahrhunderts ist bei den weiblichen Motiven eine deutliche Veränderung gegenüber der Gotik zu beobachten. Die dargestellten Frauen stammen jetzt nicht nur öfter aus einem anderen, nicht mehr religiösen sondern weltlichen oder mythologischen Themenkreis, sondern weisen häufig eine erotische Freizügigkeit in der Darstellung auf, die durch den thematischen Kontext zunächst nicht begründet scheint.

Im Vortrag soll den dafür verantwortlichen Ursachen nachgegangen werden, besonders den künstlerischen Vorlagen in Grafik und Malerei. Neben der für das 16. Jahrhundert wichtigen, oft derben Genremalerei ist das vorrangig die in Wittenberg so produktive, für ihre weiblichen Aktgemälde berühmte Cranachwerkstatt. Auch zeitgenössische Entwicklungen der Kleidermode als Ausdrucksmöglichkeiten der Frau werden kurz gestreift. Ebenso wird die Lebenssituation von Frauen, welche im Zusammenhang mit der Reformation großen Veränderungen unterworfen war, vorrangig am Beispiel Wittenbergs in den Blick genommen. Entsprach die Lebenswirklichkeit, besondern im Ausleben von Sexualität, in irgend einer Weise den zunehmend freizügigeren Darstellungen des weiblichen Geschlechts in der Kunst resp. auf Reliefkacheln?

Es spricht der Leipziger Archäologe Dr. Ralf Kluttig­–Altmann, der viele Jahre zur Forschungsgruppe des Projektes „Ernestinisches Wittenberg“ gehörte. Der Eintritt zum letzten öffentlichen Abendvortrag in der Leucorea–Vortragsreihe im Jubiläumsjahr ist frei!

 

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„...als hätte man allein alle Weißheit mit Leffeln gegessen und verschlucket.“ Wittenberger Autorität zwischen Priestertum aller Getauften und hoher Amtstheologie

Ort: Auditorium Maximum der Stiftung Leucorea

Zeit: 28. Nov. 2017, 19:30 Uhr

Die Stiftung Leucorea lädt am 28.11.2017 zum öffentlichen Abendvortrag im Auditorium Maximum. Der Theologe Tilman Pfuch, Mitarbeiter des Forschungsprojekts Ernestinisches Wittenberg, wird über das zwiespältige Amtsverständnis der lutherischen Kirche im nachreformatorischen Jahrhundert sprechen.

Die Frage nach dem Priesteramt ist noch immer umstritten in der ökumenischen Debatte zwischen lutherischer und römisch-katholischer Kirche. Sie ist auch einer der Differenzpunkte, die einer gemeinsamen Abendmahlsfeier im Weg stehen. Dabei ist die theologische Wertung des Amtes in der lutherischen Kirche selbst ambivalenten Tendenzen unterworfen. Bis in moderne theologische Debatten stehen sich Ansätze, die eine Reduktion auf funktionale Aspekte im Blick haben, anderen gegenüber, welche das Amt als von Gott gestiftete, der Gemeinde gegenüberstehende Heilsordnung einordnen. Diese Unentschiedenheit zeigt sich seit den Anfängen der reformatorischen Bewegung: Während Luther in seinen Frühschriften die Ausübung gemeindeleitender Aufgaben als wählbaren, schlicht notwendigen Dienst einordnen konnte, führten ihn spätere Auseinandersetzungen dazu, für das Predigtamt eine besondere geistliche Würde zu fordern. Folgerichtig bildeten sich im Bereich der Lutherischen Kirchen schnell Hierarchien aus, die die Vorrangstellung der theologisch gebildeten Lehrer zementierten.

Es soll untersucht werden, wie die Angehörigen der Wittenberger Theologischen Fakultät als Vertreter der theologischen Führungsschicht sich in der zweiten Hälfte des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts mit diesen widerstreitenden Vorstellungen auseinandersetzten und welche Strategien sie ausübten, um diese zu begründen. Dazu wird bisher nicht untersuchtes Quellenmaterial in den Blick genommen, in welchem sich die Theologische Fakultät gutachterlich zu kirchenleitenden Fragestellungen äußert, sowie ein durchgehender Bezug zu Luther und den Gegebenheiten in Wittenberg gegeben.

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Der Cranch’sche Reformationsaltar: Bildprogramm, Datierung und Entstehungskontext

Die Stiftung Leucorea und die Evangelische Stadtkirchengemeinde Wittenberg laden ein zum Vortrag am 12.09.2017. Die Wittenberger Kunsthistorikerin Dr. Insa Christiane Hennen spricht in der Stadtkirche zum Thema „Der Cranch’sche Reformationsaltar: Bildprogramm, Datierung und Entstehungskontext“. Die Veranstaltung beginnt um  19.30 Uhr.

 

Der Reformationsaltar ist das Prinzipalstück der Wittenberger Stadtpfarrkirche. Er ist der Dreh- und Angelpunkt der im 16. Jahrhundert vorgenommenen Neugestaltung des Inneren der Kirche, die heute zu Recht auch als „Cranachs Kirche“ bezeichnet wird. Das Retabel, das 2014/15 restauriert werden konnte, entstand im Kontext des Schmalkaldischen Krieges. Nachdem Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen die Schlacht bei Mühlberg verloren hatte und in Gefangenschaft geraten war, als die Truppen Kaiser Karls V. Wittenberg belagerten, standen die Errungenschaften der Reformation auf dem Spiel und auch die Wittenberger Universität war in ihrer Existenz bedroht.

Insbesondere Rechnungen aus dem Pfarrarchiv und aus dem Wittenberger Ratsarchiv lassen Rückschlüsse auf die Auftraggeber und ihre Beweggründe zu wie auch auf die Strategien, die die Cranachs zur Etablierung ihrer „Marke“ verfolgten. Der Vortrag stellt neue Forschungsergebnisse des Projektes „Ernestinisches Wittenberg“ vor.

 

Der Eintritt ist frei, jedoch wird um eine Kollekte zugunsten restauratorischer Projekte der Stadtkirchengemeinde gebeten.

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Zur Nutzung des Schlosses und der Schlosskirche durch die Universität

Ort: Auditorium Maximum der Stiftung Leucorea

Zeit: 21. Feb. 2017, 19:30 Uhr

Die Kunsthistorikerin Anke Neugebauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Ernestinisches Wittenberg“ präsentiert neue Forschungsergebnisse „Zur Nutzung des Schlosses und der Schlosskirche durch die Universität“. Der Eintritt ist frei.

Seit der Vereinigung von Allerheiligenstift und Universität im Jahre 1507 gehörten das Schloss und die Schlosskirche zu den wichtigsten Standorten der Leucorea. Dies ist in der öffentlichen Wahrnehmung des Residenzkomplexes kaum bekannt. Im Vortrag soll die Schlosskirche als Fest- und Weihestätte der Wittenberger Hohen Schule, als Standort der fürstlichen Bibliothek und als akademische Grablege vorgestellt werden. Auch die Rektorenwahlen, die Messen der Fakultäten, die Promotionen und feierlichen Disputationen fanden dort statt. Weite Bereiche des Schlosses wurden zugleich als Prinzenhof, fürstliche Studentenherberge, Heimstatt von Gelehrten, Studien- und Vorlesungssaal sowie als Zweitstandort der Universitätsbibliothek genutzt. Selbst das Gefängnis des Schlosses diente in Ausnahmefällen als Karzer. Diese außergewöhnliche Nutzung dauerte indes nur während der ernstinischen Herrschaftsphase bis 1547 an. Während die Schlosskirche danach noch 300 Jahre lang als Universitätskirche diente, verlor das Schloss im Ergebnis des Schmalkaldischen Krieges allmählich seine Bedeutung als Residenz und verfiel.

Nach nunmehr 500 Jahren wird durch das evangelische Predigerseminar an historischer Stätte wieder studentisches Leben einziehen. Auch mit der Einrichtung der reformationsgeschichtlichen Forschungsbibliothek im Schloss wird an die glanzvolle Geschichte des Residenzkomplexes als einstiger Standort der Wittenberger Leucorea angeknüpft.

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Die Lutherrezeption am Wittenberger Prinzenhof des Herzogs Johann Ernst von Sachsen-Coburg (1521-1553).

Ort: Auditorium Maximum der Stiftung Leucorea

Zeit: 17. Jan. 2017, 19:30 Uhr

Die Stiftung Leucorea lädt am 17.01.2017 zum öffentlichen Abendvortrag im Auditorium Maximum. Der Historiker Thomas Lang, Mitarbeiter des Forschungsprojekts Ernestinisches Wittenberg, wird zur Lutherrezeption am Wittenberger Prinzenhof des Herzogs Johann Ernst von Sachsen-Coburg referieren.

Die Funktion des Wittenberger Schlosses als Prinzenhof hat außerhalb der historischen Forschung kaum Beachtung gefunden. Doch kommt den drei Prinzenhöfen, die zwischen 1511 und 1547 in Wittenberg Hof hielten, eine große Bedeutung zu. Sie waren Augen und Ohren des fürstlichen Hofes in der Universitäts- und Lutherstadt. Der Vortrag befasst sich mit dem Prinzenhof des Herzogs Johann Ernst von Sachsen-Coburg (1521–1553), dem jüngeren Halbbruder des sächsischen Kurfürsten Johann des Beständigen (1468–1532). Der Prinz bezog mit seinem Gefolge von etwa 1528/29 bis 1538 das Wittenberger Schloss als Teilzeitresidenz für seine Studien.

Noch 1908 behauptete der Biograph Georg Mentz, dass Herzog Johann Ernst erst gegen Ende der 1530er Jahre kurz in Wittenberg studiert hätte. Laut Mentz habe der Prinz „keine besonders große Neigung zum Studium bewiesen (...), so daß ihn der Kurfürst 1539 lieber zu den Staatsgeschäften heranzog.“ Diese Einschätzung kann man auf Grund neuerer Publikationen und archivalischer Forschungen innerhalb des Projekts „Ernestinisches Wittenberg“ deutlich widerlegen. Der vielseitig gebildete Präzeptor Lukas Edenberger (1505–1548) und die adligen Hofmeister und Ritter Erasmus von Haugwitz († 1532) und Christoph Groß († nach 1543) sorgten dafür, dass der Prinz und die gleichaltrigen Edelknaben eine ritterlich-adlige sowie schöngeistig-humanistische Ausbildung erhielten. Der Vortrag wird neue Quellen zur schweren Erziehungsaufgabe der Lehrer und zum Kontakt des Prinzenhofes mit den Wittenberger Universitätsgelehrten und den Reformatoren erschließen.

 

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Fundgrube Latrine

Ort: Auditorium Maximum der Stiftung Leucorea

Zeit: 25. Okt. 2017, 19:30 Uhr

Die Stiftung Leucorea und ihr Forschungsprojekt „Ernestinisches Wittenberg“ laden ein zum Vortrag „Fundgrube Latrine“, den Linda Sophia Stieme am 25. Oktober im Auditorium maximum der Leucorea hält. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei.

Eine wahre Fundgrube für die Archäologen sind die tiefen und engen Schächte von Brunnen und Latrinen. Sie wurden nicht nur zur Entsorgung von Fäkalien genutzt, sondern auch als „Mülltonne“. Zerbrochenes Geschirr, Speisereste, Spielzeug, Geld oder das, was am "Örtchen" zufällig aus der Tasche fiel, landete in der Latrine. Bauhistorische Forschungen und die Auswertung archäologischer Funde verschaffen erstaunliche Einblicke in die ganz privaten Lebensbereiche längst verstorbener Menschen.

Im Mittelpunkt des Vortrages steht eine 2012 auf dem Arsenalplatz in Wittenberg aufgedeckte große Entsorgungsanlage. Die erstmalige Präsentation dieses Bauwerks und des darin überkommenen häuslichen Abfalls gibt authentische Auskünfte über die Lebensverhältnisse der Wittenberger Bürger in der Frühen Neuzeit.

Sophia Linda Stieme hat an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Germanistik und Archäologien Europas  studiert und 2014 im Fach Denkmalpflege den Mastergrad erlangt. Thema ihrer Masterarbeit war die Latrine auf dem Arsenalplatz, die im Vortrag vorgestellt wird.

Seit 2014/2015 arbeitet die Hallenserin an einer Dissertation im Fachbereich Historische Bauforschung an der Technischen Universität Berlin über die „Städtische Wasserversorgung und Entsorgungspraxis im mittelalterlichen/frühneuzeitlichen Wittenberg“; die Arbeit wird von Elgin v. Gaisberg, Mtglied der Forschungsgruppe „Ernestinisches Wittenberg“ betreut.

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"Das Stadtbild Wittenbergs in der frühen Reformationszeit"

Dr. Insa Christiane Hennen (Forschungsprojekt „Ernestinisches Wittenberg)

21. Juni 2016 um 20 Uhr (aus Rücksicht auf die Freunde der Fußball-EM)

Audimax des Fridericianums (Collegienstraße 62)

Der Vortrag gehört zum Programm der diesjährigen Sommerschule, die die Stiftung LEUCOREA zusammen mit dem Institut für Deutsche Sprache und Kultur veranstaltet.
Wie haben wir uns das Stadtbild Wittenbergs in der frühen Reformationszeit  vorzustellen? Wie sahen die Gebäude aus, wie entwickelte sich die bauliche Struktur der Stadt, wer war in den Straßen, auf den Plätzen anzutreffen?
Die Zeitspanne der „frühen Reformationszeit“ darf in Bezug auf das Erscheinungsbild ihres Ursprungsortes nicht zu eng gefasst werden: Als Luther nach Wittenberg kam, war die Stadt eine große Baustelle und blieb es noch für Jahrzehnte. Die Reformation dynamisierte das Baugeschehen zusätzlich und eröffnete bisher ungeahnte Spielräume für die an humanistischen Idealen orientierte Stadtplanung.
Der Vortrag, der sich auf  eine Fülle baulicher, bildlicher und schriftlicher Quellen stützen kann, stellt die treibenden Kräfte des „Stadtumbaus“ vor: Kurfürst, Rat und Universitätsprofessoren schufen bereits zu Anfang des 16. Jahrhunderts den rechtlichen Rahmen für die zwischen 1520 und etwa 1570 vollzogenen tiefen Eingriffe in das Alltagsleben und damit auch in das Bild der Stadt. Die hygienischen Verhältnisse wurden verbessert, neue Straßen angelegt, Häuser auf bisher unbebauten Flächen errichtet. Die Verdichtungsprozesse, die in Folge des starken Anstiegs der Einwohnerzahlen im Grundriss der Universitätsstadt wie auch auf den einzelnen Parzellen zu beobachten sind, werden anhand von Karten sichtbar gemacht, Aussagen zu den Baumaterialien und Dekorationen getroffen, architektonische „Trends“ vorgestellt und im politischen Kontext der „kurfürstlichen Stadt“ interpretiert.
Vieles von dem, was nicht zuletzt unter Beteiligung der Cranachs entstand, hat sich erhalten, jedoch nur wenig von dem, was vorher bestand. 

Der Eintritt ist frei.

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Memorialkultur und dynastisches Bewusstsein unter den ernestinischen Wettinern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

Dr. Anke Neugebauer

Dienstag, dem 17. Mai 2016, ab 19.30 Uhr,

Auditorium Maximum der Stiftung LEUCOREA (Collegienstraße 62).

Sich an längst verstorbene Vorfahren zu erinnern, sie gar in neue Grabanlagen umzubetten und mit einem Monument zu ehren ist ein um 1500 im Hochadel des Reiches verstärkt auftretendes Phänomen. Die Ursachen dieses Ahnenkultes liegen im gestiegenen Interesse an der Vergangenheit des eigenen Herrscherhauses, der damit verbundenen dynastischen Legitimation und Entwicklung einer territorialen Identität. Auch die ernestinischen Wettiner ehrten ihre Ahnen und ihre Vorgänger im Amt mit neuen Epitaphien oder Grabmälern. Beispielhaft dafür steht der Sandsteinsarkophag für die Gebeine der ottonischen Königin  Editha (gest. 946) im Dom zu Magdeburg, den Erzbischof Ernst von Sachsen 1510 in Auftrag gab; die Memorialanlagen für Kaiser Otto III. (gest. 1002), welche 1513 im Auftrag Friedrichs des Weisen im Dom zu Augsburg und im Aachener Münster geschaffen wurden sowie die 1537 erfolgte vermeintliche Umbettung des askanischen Kurfürsten Rudolf II. (gest. 1370) aus dem Wittenberger Franziskanerkloster in die Schlosskirche durch Johann Friedrich den Großmütigen. Diese Anlagen werden im Vortrag ausführlich vorgestellt und die unterschiedlichen Intentionen der Auftraggeber diskutiert.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei!

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„tuchtig und wolgelart“ – Das landesherrliche Stipendienwesen an der Universität Wittenberg bis zum Jahr 1547

Dr. Ulrike Ludwig.

Dienstag, dem 12. April 2016, ab 19.30 Uhr,

Auditorium Maximum der Stiftung LEUCOREA (Collegienstraße 62).

„Tuchtig, tuchtig und wolgelart“, „hat schwache fundamenta“ oder „ist nicht erschienen, ist rejiciert (verwiesen worden)“ – so ist die Spannweite der Beurteilungen bei den Examina landesherrlicher Stipendiaten an der Universität Wittenberg 1544. In diesem Jahr erließ der sächsische Kurfürst Johann Friedrich eine erste Stipendienordnung für die Leucorea, mit der die Unterstützung bedürftiger Studenten aus dem Kurfürstentum Sachsen durch den Landesherrn geregelt wurde. Mithilfe der Verordnung sollte nicht zuletzt der Nachwuchs an Schul- und Kirchendienern im Land sichergestellt werden. Bereits seit den 1520er Jahren waren im Gefolge der evangelischen Bewegung freiwerdende kirchliche Pfründen für die Studienförderung umgewidmet worden, was durch Einzelfallentscheidungen und auf direkte Bitten an den Kurfürsten hin geschah.

In dem Vortrag soll das Stipendienwesen an der Universität Wittenberg in ernestinischer Zeit, also von der Gründung der Leucorea im Jahr 1502 bis zum Jahr 1547, untersucht werden. Neben Ausführungen über den Inhalt der Verordnungen wird die Umsetzung der Bestimmungen in der Praxis vorgestellt, zu der die Quellen ein plastisches und lebendiges Bild vermitteln. Von besonderem Interesse für die Frühzeit der Stipendien in den 1520er und 1530er Jahren sind die in großer Zahl überlieferten Bittschreiben, mit denen sich der Student selbst, seine Verwandten oder andere Unterstützer wegen einer Studienförderung an den Kurfürsten oder an landesherrliche Vermittler wandten. Diesen Supplikationen lassen sich neben den sozialen Hintergründen des Stipendienanwärters und biografischen Angaben auch teils sehr einfallsreiche Begründungen entnehmen, warum gerade der Bittsteller die Förderung dringend benötigte.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei!

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„Stil und Formbildung höfischer Oberbekleidung im 16. Jahrhundert“

Melanie Hahn (Leipzig)

am 8. März 2016; um 19:30

im Auditorium maximum, Collegienstraße 62

Der Vortrag skizziert die verschiedenen Ausprägungen und Schnittführungen repräsentativer Bekleidung von der späten Burgundischen Hofmode bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. In mehreren Zeitschnitten werden einzelne Entwicklungen beschrieben und mit parallelen Formfindungen verschiedener Regionen verglichen. Dabei werden in der Kostümkunde etablierte Begrifflichkeiten wie „Deutsche Mode“ und „Spanische Hofmode“ vorgestellt und kritisch hinterfragt. Um die Formentwicklung der Oberbekleidung zu veranschaulichen, stellen der Wittenberger Trachtenverein und die Referentin zusätzlich Kostüme aus, die nach Vorlagen des 16. Jahrhunderts geschneidert wurden.
Das Projekt „Ernestinisches Wittenberg“ freut sich über die Zusammenarbeit mit dem Wittenberger Trachtenverein, der von Anfang an das Wittenberger Stadtfest „Luthers Hochzeit“ ausgestattet und bereichert hat. Mit Melanie Hahn konnte eine ausgewiesene Kennerin der Oberbekleidung der Renaissance gewonnen werden. Der Vortrag ist ein weiterer Beitrag zur Alltagskultur der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, die im 16. Jahrhundert in Wittenberg zusammenlebten.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei!

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„Reformation und ihre bleiernen Typen“

Mareike Greb M.A.

am 26.01.2016 ab 19.30 Uhr

Auditorium maximum der Leucorea, Collegienstraße 62.

Luther stellte die Musik als erste Kunst neben die Theologie. Musik ist Mittel zur Gottes- und Selbsterkenntnis, sie hat die Fähigkeit, die Menschen, vor allem auch die Jugend, zu erziehen und zu leiten.
Das sind große Ideen und Worte. Doch: Was ist nötig, um diese Visionen in der Praxis umzusetzen?

Der Vortrag stellt die Musiker und Musikverleger an Luthers Seite vor und beleuchtet die technischen Errungenschaften auf dem Gebiet des Notendrucks, ohne die die reformatorischen Melodien und Texte niemals die Menschen in so breiter Masse erreicht hätten. Das Zusammenspiel von großen Ideen, überzeugten Helfern und technischen Durchbrüchen bewirkte schließlich den Erfolg der Reformation.

Hiervon geben auch sieben einzigartige, vollständig erhaltene Notentypen aus Wittenberg Zeugnis, die erst vor kurzem im Rahmen der Grabungen im ehemaligen Franziskanerkloster gefunden wurden – europaweit ein äußerst seltener Glücksfall.

Mareike Greb ist Musikwissenschaftlerin, Tänzerin, Musikerin und Schauspielerin mit Wohnsitz in Leipzig.
 Bereits mit 16 Jahren begann sie sich nach einer Ballettausbildung am Theater der historischen Tanzkunst und Aufführungspraxis zu widmen und lernte neben ihrer Mitgliedschaft im Ensemble Tourdion (Saarland) u.a. bei Lieven Baert, Véronique Daniels, Markus Lehner, Barbara Sparti, Kaj Sylegard und Béatrice Massin. Sie leitet mehrere Ensembles, unterrichtet an verschiedenen Schulen und ist solo und in verschiedenen Besetzungen mit Kursen und Auftritten international, vor allem auch bei Festivals unterwegs.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei!

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in Verbindung mit den Städtischen Sammlungen Wittenberg,

der Cranachstiftung Wittenberg und der Evangelischen Stadtkirchengemeinde

Die Evangelische Stadtkirchengemeinde Wittenberg, die Cranach-Stiftung und die Stiftung LEUCOREA und die laden ein zum Vortrag:

Der Schneeberger Flügelaltar ist das früheste und komplexeste Altargesamtwerk der Cranach-Werkstatt.

Pfarrer Frank Meinel

am 3.11.2015 um 19.30

Stadtkirche Wittenberg

Das bei Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553) in Auftrag gegebene Retabel wurde zum Osterfest 1539 in der St. Wolfgangskirche in Schneeberg (Erzgebirge) aufgestellt. Der Wittenberger Reformationsaltar folgte 1547/48, das Retabel in Weimar wurde 1554 begonnen im Jahr 1557 in der Kirche St. Peter- und-Paul aufgestellt.
Als sogenanntes Wandelretabel sind seine beidseitig bemalten Flügel teilweise beweglich. In Bezug auf den Gottesdienst und Festkalender können somit unterschiedliche Ansichten präsentiert werden. Zu jeder Zeit und unabhängig vom präsentierten Zustand konnte das Retabel umschritten werden. Zeichen der freistehenden Platzierung des Altars sind die bemalte Rückseite mit den mahnenden Gerichtsszenen , welche die Gemeinde beim Empfang des Abendmahls aus der Nähe wahrnehmen kann. Denn seit jeher wurde im seit 1534 offiziell lutherischen Schneeberg das Abendmahl als Altarumlauf gefeiert.

Frank Meinel, der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Wolfgang in Schneeberg ist, wird das komplexe Bildprogramm vorstellen und über die bewegende Geschichte von Altar und Kirche – vor allem aber über die geistliche und kirchliche Bedeutung dieses großartigen Kunstwerks in seiner Gemeinde sprechen.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei!
Cranach – auch nach dem 1. November!

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»Lutherbilder im Protestantismus«

Dr. Marianne Schröter

am 8. September 2015, 19.30 Uhr

im Auditorium maximum der Stiftung LEUCOREA

Jede Zeit prägt ihr eigenes Lutherbild. Wie im Fall anderer bedeutender Gestalten deutscher Geistes- und Kulturgeschichte waren und sind Person und Werk Martin Luthers einer Rezeptionsdynamik ausgesetzt, die immer auch jeweils aktuelle Denk-, Glaubens- und Frömmigkeitsrichtungen, (kirchen)politische Auseinandersetzungen oder gesellschaftlich-kulturelle Modellbildungen spiegelt. In den 500 Jahren Protestantismusgeschichte entstanden die vielfältigsten Interpretationen und Stilisierungen, die – bei aller Divergenz im präsentierten Lutherbild – in der Regel behaupteten, den einzig ›wahren‹ Luther erfasst zu haben. So dominiert u.a. der Kirchenvater, der Fürstenratgeber, der Vorkämpfer für Gewissensfreiheit, der Hausvater oder der lautenspielende Musiker die Wahrnehmung. Aber auch die kritische Sicht, etwa katholisch-apologetischer oder philosophischer Herkunft, ist oftmals geprägt von entsprechenden Inszenierungen. Hier kommt Luther wahlweise als Demagoge, als sittlich zweifelhafter entlaufener Mönch oder als rachsüchtiger Priester ins Spiel.

Im Vortrag kann nicht die gesamte Breite der vorliegenden Bezugnahmen vorgestellt werden. Auch wird darauf verzichtet, die diffizilen dogmengeschichtlichen und konfessionspolitischen Berufungen auf Luther zu thematisieren. Vielmehr liegt das Interesse darauf, einen für die Formierung von Neuzeit und Moderne wesentlich gewordenen Aspekt anhand exemplarischer Rezeptionen vorzustellen. Es stehen Lutherbilder im Zentrum, die ihren Anhaltspunkt an Psychologie und Charakterbild des Reformators gewonnen haben. So werden einfache Etikettierungen vermieden, das Interesse richtet sich demgegenüber auf die Reflexion der Gesamtpersönlichkeit des Reformators.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei!

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"Der Cranch’sche Reformationsaltar: Bildprogramm, Datierung und Entstehungskontext"

am Dienstag den 7. Juli 2015, um 19.30 Uhr.

in der Stadtkirche Wittenberg

Dr. Insa Christiane Hennen

Der Cranch’sche Reformationsaltar ist das Prinzipalstück der Wittenberger Stadtpfarrkirche. Er ist der Dreh- und Angelpunkt der im 16. Jahrhundert vorgenommenen Neugestaltung des Inneren der Kirche, die heute zu Recht auch als „Cranachs Kirche“ bezeichnet wird. Insbesondere Rechnungen aus dem Pfarrarchiv und aus dem Wittenberger Ratsarchiv lassen Rückschlüsse auf die Auftraggeber und ihre Beweggründe zu wie auch auf die Strategien, die die Cranachs zur Etablierung ihrer „Marke“ verfolgten. Der Vortrag stellt diese neuen Forschungsergebnisse des Projektes „Ernestinisches Wittenberg“ vor, die auch in den von der Evangelischen Landeskirche (EKM) verantworteten Teil der Landesausstellung „Lucas Cranach der Jüngere“ eingeflossen sind. Etliche Dokumente, die den Entstehungskontext des Retabels verständlich machen, sind derzeit in der Sakristei der Wittenberger Stadtkirche ausgestellt.

Im Rahmen der Veranstaltung wird auch der 460 Seiten starke Band „Das ernestinische Wittenberg: Spuren Cranachs in Schloss und Stadt“ (Wittenberg-Forschungen, Band 3) präsentiert, der pünktlich zur Ausstellungseröffnung in den Buchhandel gekommen ist  (Michael Imhof Verlag, EUR 39,95).
Der Eintritt ist frei, jedoch wird um eine Kollekte zugunsten der Sanierung der Stadtkirche gebeten.

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„Cranach im Schloss. Das Wirken und die Werke Lucas Cranachs d. Ä. in Schloss und Schlosskirche Wittenberg.“

am Dienstag, den 16. Juni 2015, um 19:30

im Auditorium maximum der Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62

Dr. Anke Neugebauer (Halle/Saale)

Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553) war Hofmaler dreier ernestinischer Kurfürsten und wohnte 45 Jahre lang in Wittenberg, sieben davon in der Malerstube des Wittenberger Schlosses. Die künstlerische Ausstattung dieses Schloss und der angrenzender Schloss- und Universitätskirche gehörte in den ersten beiden Wittenberger Jahrzehnten zu seinen wichtigsten Aufgaben.

Neben prachtvollen Altarretabeln, Gemälden, Wand- und Deckenmalereien lieferte Cranach Entwürfe für Architektur, fürstliche Memorialbauten und liturgisches Gerät. Heute existiert davon fast nichts mehr.  Die Mehrheit der Stücke verbrannte im Krieg 1760, das Erhaltene ist weit verstreut.

Anhand schriftlicher und bildlicher Quellen lässt sich dieses Oeuvre aber zu großen Teilen fassen. Dazu zählten der berühmte, heute in Dresden aufbewahrte Katharinenaltar der Schlosskirche ebenso wie die Ausstattung der fürstlichen Appartements und Repräsentationsräume im Schloss, wobei mit der Schloss- und Universitätsbibliothek im Südflügel und der „Stammstube“ Friedrichs des Weisen im Südwestturm vollständige Raumprogramme rekonstruiert werden können.

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„Cranachhäuser in Wittenberg und der Einfluss Cranachs d. Ä. auf das Stadtbild“.

am Dienstag, den 12. Mai 2015 um 19.30 Uhr

im Malsaal des Cranachhofes Schlossstraße 1

Redner: Dr. Insa Christiane Hennen.

Im Rahmen des an der LEUCOREA beheimateten Forschungsprojekts „Ernestinisches Wittenberg“ konnten inzwischen 16 Immobilien in der heutigen Wittenberger Altstadt identifiziert werden, die mit der Familie Cranach in Verbindung zu bringen sind. Acht davon sind noch erhalten, andere durch Neubauten ersetzt oder ganz verschwunden. Die Häuser (und Grundstücke) werden im Vortrag kurz vorgestellt, Dokumente, die zur Identifikation benutzt wurden, präsentiert und auch dauf die Nachbarn der Cranachs wird eingegangen, wodurch interessante Einblicke in deren Geschäfts- und Heiratspolitik zu gewinnen sind.

Im zweiten Teil geht es um Eingriffe in das Wittenberger Stadtbild, an denen besonders Cranach d. Ä. beteiligt war, der als Ratsherr und Bürgermeister mit besten Beziehungen zu den Landesherren einen großen Anteil an der Modernisierung der Residenz- und Universitätsstadt hatte.

Im Rahmen der Veranstaltung wird auch die Internetseite und App zu den Cranachhäusern vorgestellt, die derzeit in Zusammenarbeit des „Ernestinischen Wittenbergs“ mit der Cranach-Stiftung entsteht und Ende Juni als Beiztrag zu „Cranach City“ nutzbar sein soll. Dieses Angebot soll Touristen und Einheimische dazu verlocken, die Cranach-Schauplätze in der Stadt anfzusuchen und nebenbei eine Fülle anderer Zeugnisse der „Cranach-Zeit“ kennenzulernen.

Der Vortrag wird bebildert. Der Eintritt ist frei.

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"Der Formschneider und Drucker Simprecht Reinhart: Meister der Cranachschen Holzschnittfolgen?"

am Dienstag, dem 14. April 2015, 19:30

in das Auditorium maximum der Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62

Rendner: Thomas Lang M. A., Leipzig/Wittenberg

„Der Cranach, der die ‚Kreuzigung‘ in der Münchener Pinakothek und die ‚Ruhe auf der Flucht‘ des Deutschen Museums in Berlin gemalt hat, ist der gleiche gemütvolle gesunde an Vorstellungen und Eingebungen reiche Künstler, wie er uns in den frühen Holzschnitten aus den Jahren 1505-1510 entgegentritt, derselbe, der das Messer des Formschneiders ebenso gewandt und sicher zu führen gewußt hat, wie den Pinsel des Malers“, so lautete noch 1935 die Formel zur "Ehrenrettung Cranachs" Albert Gieseckes.

Tatsächlich ist die frühe Schaffenszeit Lucas Cranachs d. Ä. in Wittenberg reich an graphischen Werken. Von 1505 bis 1515 schuf er den Großteil seiner weit über hundert, häufig nachgedruckten Holzschnitte. Darunter mehrfarbige und Hell-Dunkel-Drucke, großformatige Turnieransichten, detailreiche Landschafts-, Heiligen- und Jagddarstellungen, emotionale Passions- und Märtyrerzyklen sowie das Wittenberger Heiltumsbuch mit allein über hundert Holzschnitten.

Zwar ist seit längerer Zeit in der Kunstforschung unstrittig, dass Cranach für seine Großprojekte weitere Form- und Holzschneider in seine Werkstatt integrierte, jedoch ist die Forschung seit beinahe hundert Jahren bei der Identifikation dieser Mitarbeiter kaum vorangekommen. Im Vortrag werden Ergebnisse einer Quellenstudie zum Drucker und Formschneider Simprecht Reinhart vorgestellt, der von 1506 bis 1515 maßgeblich die Arbeiten der Cranach-Werkstatt begleitet hat. Der Vortrag ist Teil einer Reihe, die eine Publikation des Leucorea-Projektes "Ernestinisches Wittenberg" zu den "Spuren Cranachs in Wittenberg" vorstellt. Band 3 der „Wittenberg-Forschungen“ erscheint in diesem Frühling.

Der Vortrag wird bebildert. Der Eintritt ist frei.

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"Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Kelleranlagen  in Wittenberg - Der etwas andere Schatz im Untergrund."

am Dienstag, dem 20. Januar 2015, 19.30 Uhr

im Audimax der Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62

Rednerin: Dr.-Ing. des. Antonia Brauchle

Seit 2009 wurden knapp 80% der Kelleranlagen in der Wittenberger Innenstadt im Rahmen des Forschungsprojektes „Das Ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt (1486-1547)“ begangen.

Aufgrund der vergleichenden Analyse von Material und Konstruktion sowie der Formen der Anlagen war es möglich, die Keller zeitlich einzuordnen. Dabei stellte sich heraus, dass erstaunlich viele Keller noch Bausubstanz aufweisen, die auf vor 1490 zu datieren ist, einer Zeit, aus der übertätig kaum Bausubstanz überliefert ist. Im Vortrag wird zunächst ein Überblick über die in Wittenberg vorgefundenen Kelleranlagen, ihre baulichen Besonderheiten und ihre zeitliche Einordnung gegeben.

Doch der Blick soll dieses Mal nicht auf die Keller in Wittenberg beschränkt bleiben. Viele Städte mit einem mittelalterlichen Ursprung weisen bemerkenswerte Kellerlandschaften auf, die in ihrer Gestaltung sehr unterschiedlich sind. So kann abschließend die Bedeutung der Wittenberger Kellerlandschaft im Vergleich besser herausgestellt werden.

Der Eintritt ist frei!

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Vortrag anläßlich der Festwoche zur Wiedereröffnung der Stadtkirche Wittenberg.
"Die Wittenberger Stadtpfarrkirche im Wandel der Zeiten. Ergebnisse der Bauforschung anhand von Baubefund und Archivalien"

am Dienstag, dem 02. Dezember 2014, 19.30 Uhr
in der Stadtpfarrkirche Wittenberg

Rednerin: Prof. Dr. Elgin v. Gaisberg

Berühmtheit erlangte die evangelische Stadtkirche zu Wittenberg vor allem als Predigtkirche Martin Luthers und als Ort, der eng mit den Geschehnissen der Reformation verbunden ist. Weniger bekannt ist, dass es sich bei dieser Marienkirche, die seit 1996 zu den UNESCO-Welterbestätten zählt, um das älteste erhaltene Gebäude Wittenbergs handelt. In ihrem heutigen sichtbaren Bestand verbirgt sich eine Baugeschichte vom 13. bis ins 20. Jahrhundert.

Im Rahmen des Forschungsprojektes Ernestinisches Wittenberg, in dem Historiker, Kunsthistoriker, Bauforscher und Archäologen gleichermaßen bildliche und schriftliche Archivalien wie archäologische und bauliche Quellen auswerten, werden seit 2011 auch die einzelnen Bauphasen der Stadtpfarrkirche Schicht für Schicht aufgedeckt. Begünstigt wurden die Untersuchungen durch die Generalsanierung der Stadtkirche, die interessante Einblicke in die Bausubstanz ermöglichte.
Die Rekonstruktion der Bauentwicklungsphasen anhand von Baubefund und Archivalien lässt schließlich auch den Kirchenbau, den Martin Luther bei seiner Ankunft in Wittenberg vor Augen hatte, vorstellbar werden.

Im Anschluss an diesen Vortrag widmet sich Bernhard Naumann dem Wandel der Ausstattung der Stadtkirche, wobei v.a. das frühe 19. Jahrhundert und die Zeit von 1928 bis 1930 beleuchtet werden. Die Fassung von 1928 wurde im Zuge der jüngsten Instandsetzung weitgehend wiederhergestellt.

Beide Vorträge werden reich bebildert. Der Eintritt ist frei.

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"Der Hauptaltar in der St. Johanniskirche in Neustadt an der Orla als frühe Werkstatt-Arbeit Lucas Cranachs des Älteren"

am Dienstag, dem 28. Oktober 2014, 19.30 Uhr
im Auditorium Maximum, Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62

Redner: Dr. Alexander Krünes, Jena

Nach seiner Heirat und Niederlassung in Wittenberg im Jahr 1511 und der Verlagerung der Werkstatt aus dem Schloss in die Stadt avancierte Lucas Cranach d. Ä. schnell zum bedeutendsten Maler-Unternehmer des frühen 16. Jahrhunderts. Unzählige Auftragswerke verließen seine Werkstatt, die er sowohl für adlige als auch bürgerliche Abnehmer anfertigte. Zu den künstlerisch anspruchsvollsten und arbeitsintensivsten Aufträgen gehörten die klein-, mittel- und großformatigen Altäre, die eines spezialisierten Fachpersonals aus Schnitzern und Malern erforderten. Um auch bei Großaufträgen profitabel zu arbeiten, musste Cranach mit seinen Ressourcen sorgsam umgehen und die Kosten möglichst gering halten. Die Fertigstellung eines vollständigen Retabels verlangte sowohl künstlerisches als auch kaufmännisch-logistisches Geschick.

Einer der wenigen Altäre aus der Cranach-Werkstatt, dessen Kauf- und Finanzierungsvorgänge sich fast vollständig rekonstruieren lassen, ist der im Jahr 1513 in der Johanniskirche in Neustadt an der Orla geweihte Hauptaltar. Als Auftraggeber gegenüber Lucas Cranach fungierte der Neustädter Rat, wobei dieser wiederum offiziell im Auftrag der Kirchenväter von St. Johannis handelte. Parallelen zur Entstehungsgeschichte des Wittenberger Reformationsaltars werden deutlich.

Das Forschungsprojekt Ernestinisches Wittenberg eröffnet mit dem Vortrag von Dr. Alexander Krünes eine Reihe von Beiträgen, die Lucas Cranach dem Älteren und dem Jüngeren gewidmet sind. Zur Einstimmung auf die große Ausstellung anlässlich des 500. Geburtstages von Cranach des Jüngeren werden weitere Vorträge folgen.

Neue Erkenntnisse zum Wirken der Cranachs werden auch im 3. Band der Wittenberg-Forschungen vorgestellt, der Spuren Cranachs in Schloss und Stadt Wittenberg nachgeht und Anfang 2015 erscheint.

Der Eintritt zum Vortrag am 28.10. ist frei!

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"Zwischen Reisen und Residieren: Wittenberg im Residenzsystem Kurfürst Friedrich des Weisen"

am Dienstag, dem 02. September 2014, 19.30 Uhr
im Auditorium Maximum, Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62
Redner: Thomas Lang, M.A.

Die Ausbildung von zentralen Herrschaftssitzen gilt als ein wesentlicher Schritt auf dem Weg von der vormodernen Herrschaft hin zur modernen Staatlichkeit. Solche Residenzen entstanden als Verwaltungs-, Herrschafts- und Repräsentationszentren der einzelnen Herrschaften seit dem 15. Jahrhundert und sollen in dieser Zeit die Reiseherrschaft abgelöst haben. Doch diese Vorstellungen können nicht ohne weiteres auf die ernestinische Herrschaft unter Kurfürst dem Friedrich III. zu Sachsen (1463–1525) übertragen werden.

Der Kurfürst herrschte über Ländereien, die sich von Coburg über Weimar und Wittenberg bis nach Beeskow erstreckten, war als emsiger Reichspolitiker in Süddeutschland, Österreich, den Niederlanden, Burgund und auf diversen Reichstagen aktiv. Die relativ eigenständige Wirtschafts- und Rechtsverwaltung und ein beachtliches Botenwesen ermöglichten dem Fürsten eine große Mobilität.

Der etwa 300 Personen umfassende Hof verlegte mehrmals im Jahr sein Hauptlager. Unabhängig von diesen Lagern bewegte sich der Fürst mit größerem oder kleinerem Gefolge durch sein Land oder reiste ins Reich. Über die Entbehrungen und das Repräsentationsverhalten auf seinem Reiseweg äußerte sich der Fürst, immer wieder in Briefen. Einen weiteren unverfälschteren Einblick bieten Rechnungsbücher. Sie erzählen vom Reiseweg und Alltag eines Fürsten, der bis ins hohe Alter rührig blieb und systematisch repräsentative Schlösser errichte. So entstanden Verwaltungssitze, Festresidenzen, Jagdschlösser und geistig-geistliche Zentren. Die Rolle Wittenbergs im Kontext dieser Residenzen soll im Vortrag näher beleuchtet werden.

Der Eintritt ist frei.

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"Ein Schatz wird gehoben - Die ältesten Wittenberger Stadtrechnungen und ihre Bedeutung für die Stadtgeschichtsforschung"

Die Stiftung LEUCOREA lädt ein zum öffentlichen Abendvortrag am 15.07.2014 um 19.30 Uhr im Auditorium maximum der LEUCOREA, Collegienstraße 62. Es spricht die Historikerin Antje Janina Gornig M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Ernestinisches Wittenberg“.

Wittenbergs Archive bieten einen außergewöhnlich reichen Fundus an Schriftquellen zur Vorgeschichte der Reformation, deren umfassende wissenschaftliche Erschließung und fachübergreifende Auswertung sich nun schon seit 5 Jahren die LEUCOREA-Projektgruppe auf die Fahnen schreibt.

Der Abendvortrag am kommenden Dienstag, der im Rahmen der 3. Sommerschule der LEUCOREA für historisch interessierte Gymnasiasten stattfindet, rückt die oft unterschätzte Quellengattung der Rechnungen in den Mittelpunkt. Anhand des ersten umfänglichen Rechnungsbands der städtischen Kämmereirechnungen aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts wird der Entstehungskontext und Zweck der Wittenberger Stadtrechnungen erläutert sowie auf die lokalen Besonderheiten in der städtischen Verwaltung zu dieser Zeit eingegangen. Der dabei gewährte Einblick in die neuesten Erkenntnisse aus der aktuellen wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Kämmereirechnungen soll ein weiteres Puzzlesteinchen für das noch recht lückenhafte Wissen um die vorreformatorische Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte der Stadt Wittenberg liefern.

Der Eintritt ist frei.

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"Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Kelleranlagen  in Wittenberg - Der etwas andere Schatz im Untergrund."

am Dienstag, dem 20. Januar 2014, 19.30 Uhr

im Audimax der Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62

Rednerin: Dr.-Ing. des. Antonia Brauchle

Seit 2009 wurden knapp 80% der Kelleranlagen in der Wittenberger Innenstadt im Rahmen des Forschungsprojektes „Das Ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt (1486-1547)“ begangen.

Aufgrund der vergleichenden Analyse von Material und Konstruktion sowie der Formen der Anlagen war es möglich, die Keller zeitlich einzuordnen. Dabei stellte sich heraus, dass erstaunlich viele Keller noch Bausubstanz aufweisen, die auf vor 1490 zu datieren ist, einer Zeit, aus der übertätig kaum Bausubstanz überliefert ist. Im Vortrag wird zunächst ein Überblick über die in Wittenberg vorgefundenen Kelleranlagen, ihre baulichen Besonderheiten und ihre zeitliche Einordnung gegeben.

Doch der Blick soll dieses Mal nicht auf die Keller in Wittenberg beschränkt bleiben. Viele Städte mit einem mittelalterlichen Ursprung weisen bemerkenswerte Kellerlandschaften auf, die in ihrer Gestaltung sehr unterschiedlich sind. So kann abschließend die Bedeutung der Wittenberger Kellerlandschaft im Vergleich besser herausgestellt werden.

Der Eintritt ist frei!

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„450 Jahre Lateinschule am Kirchplatz“

am Dienstag, dem 22. April 2014 ab 18:00 Uhr Rundgang, ab 19.00 Uhr Vortrag
im  Bugenhagensaal
Redner: Insa Christiane Hennen

Anlässlich des 450. Jahrestags des Baubeginns der Wittenberger Lateinschule laden die Evangelische Stadtkirchengemeide, der Heimatverein und die Stiftung LEUCOREA zu einem Vortrag in den Bugenhagensaal ein.
Es spricht Dr. Insa Christiane Hennen. Der Vortrag beginnt am Osterdienstag, den 22. April 2014, um 19 Uhr.

Ab 18 Uhr besteht die Möglichkeit, an einer Außenbesichtigung des Schulgebäudes und einem Rundgang über den Kirchplatz teilzunehmen. Treffpunkt ist vor dem Bugenhagenhaus.

Die  Alte Lateinschule am Kirchplatz wird derzeit instand gesetzt und zu einem Begegnungszentrum der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche umgebaut. Über mehr als zwei Jahrzehnte hat das Gebäude leer gestanden.

Im 16. Jahrhundert gehörte das vermutlich unter Mitwirkung Melanchthons geplante Gymnasium zu den modernsten Schulbauten in Deutschland. Die Umstände der Finanzierung, an der der Kurfürst, die Universtät, der Rat und die Bürger Wittenbergs beteiligt waren, wie auch die ursprüngliche bauliche Gestalt sind durch Archivalien und Befunde gut überliefert. Der Bauplatz wurde bewusst gewählt, die Proportionen nach abstrakten mathematischen Prinzipien definiert, Inschriften zierten die Fassaden.
Der Vortrag geht auch auf die „Vorgeschichte“ ein und referiert einige zentrale Ergebnisse, die Antje Gornig, ebenfalls wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt Ernestinisches Wittenberg, hinsichtlich der frühen Wittenberger Schulgeschichte gewinnen konnte: auch vor der Reformation wurde in Wittenberg auf hohem Niveau unterrichtet.
Der 1564 begonnene Schulbau ist einer Höhepunkte im städtischen Baugeschehen der 1560er Jahre. Auch damals gehörten Großbaustellen zum Stadtbild.

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„Die Schlosskirche Wittenberg - Herausforderungen bei der Konservierung und Restaurierung der Raumfassung von 1892“

am Dienstag, dem 25. März 2014 ab 19.30 Uhr
im Auditorium Maximum der Stiftung LEUCOREA (Collegienstraße 62).
Gastredner: Uwe Rähmer (Diplom-Restaurator)

Seit 2013 wird die Farbfassung und Malerei an den Gewölbe- und Wandflächen der Schlosskirche Wittenberg konserviert. Die Konservierung ist ein wesentlicher Teil der bis 2016 andauernden großen Sanierungsmaßnahme. Der leitende Restaurator Uwe Rähmer stellt in seinem Vortrag den Stand der Arbeiten vor, erläutert besondere denkmalpflegerische und konservatorische Herausforderungen und präsentiert ungewohnte Ansichten des Gewölbes.

Uwe Rähmer ist seit 2010 mit der restauratorischen Untersuchung und Bestandsdokumentation im Innenraum und an den Fassaden der Wittenberger Schlosskirche betraut.
Im Forschungsprojekt „Ernestinisches Wittenberg“ werden seit 2009 der Bau, die Ausstattung und die Funktionen der einzelnen Teile des Wittenberger Schlosses anhand der Archivalien untersucht, wobei die Zeit vom 15. bis 18. Jahrhundert im Mittelpunkt steht. Mit dem Vortrag zur Raumfassung der letzten Bauphase unter Friedrich Adler wird ein Bogen ins 19. Jahrhundert geschlagen. Dabei dürfte auch erkennbar werden, dass der regelmäßige Austausch zwischen dem Restaurator und den Forschern an der Leucorea schöne Früchte trägt.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

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„Bibliotheken und Büchersammlungen an der Universität Wittenberg im 16. Jahrhundert – Standorte und Benutzung“

am Dienstag, dem 4. März 2014, ab 19.30 Uhr

Auditorium Maximum der Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62

von Dr. Ulrike Ludwig.

Ein schöner, nützer und herrlicher Schatz bey den Universiteten ist eine wolbestelte Bibliotheca und Librarey […]“. Mit diesen Worten wird in der Universitätsordnung des sächsischen Kurfürsten Christian II. im Jahr 1606 die hohe Bedeutung von Universitätsbibliotheken hervorgehoben. Dem gegenüber stand der damals schlechte Zustand der Wittenberger Bibliothek. Dabei hatte den Professoren und Studenten der Leucorea rund einhundert Jahre zuvor eine gut ausgestattete Bibliothek zur Verfügung gestanden. Bald nach der Gründung der Hohen Schule im Jahr 1502 hatte der sächsische Kurfürst Friedrich III. der Weise seine kurfürstliche Bibliothek im Schloss für die Nutzung durch die Universitätsmitglieder geöffnet. Die im reichsweiten Vergleich äußerst günstigen Bibliotheksbedingungen an der Leucorea fanden jedoch durch die Ereignisse des Schmalkaldischen Krieges ein abruptes Ende. Die bibliotheca electoralis wurde im Jahr 1547 von Wittenberg nach Weimar gebracht. Erst 1598 erfolgte mit der Einrichtung der Universitätsbibliothek im collegium Augusteum ein Neuanfang. Neben der zentralen, großen Liberei für die gesamte Universität gab es zahlreiche weitere, kleinere Büchersammlungen an verschiedenen Orten in Wittenberg, hauptsächlich in den Kollegienhäusern. Es handelte sich hierbei um Fakultätsbibliotheken oder Handbibliotheken einzelner Einrichtungen oder Gelehrter.

Im Vortrag sollen die unterschiedlichen Bibliotheken und Büchersammlungen der Wittenberger Universität vorgestellt werden. Dabei wird auf ihre Entstehung und Entwicklung ebenso eingegangen wie auf ihre Standorte. Die überlieferten Quellen bieten interessante Einblicke in die bauliche Beschaffenheit der Libereien sowie in deren Ausstattung mit Büchern und Mobiliar. Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrages wird der praktische Bibliotheksbetrieb sein. Eine wichtige Rolle spielen die Personen, die Ämter und Funktionen in den Bibliotheken innehatten. Ausgewählte Vergleiche mit Bibliotheken an anderen Universitäten sollen Parallelen und Unterschiede zu den Wittenberger Einrichtungen aufzeigen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei!

Eine Besprechung findet sich in der Mitteldeutschen Zeitung vom 05.03.2015

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„Cranachs Reformationsaltar und der Wandel der Ausstattung der Wittenberger Stadtpfarrkirche zwischen 1526 und 1580“.

Dienstag, dem 10. Dezember 2013 ab 19.30 Uhr

im Auditorium maximum der Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62

von Dr. Insa Christiane Hennen.

Gemeinsam mit der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Wittenberg lädt die Stiftung LEUCOREA zum Vortrag ein. Die Ausstattung der Wittenberger Stadtpfarrkirche kann als Spiegel der sozialen und religiösen Entwicklungen im „Reformationsjahrhundert“ aufgefasst werden. Die Stadtgesellschaft verändert sich durch den Ausbau der Residenz und die Gründung der Universität. Intellektuelle und Künstler ziehen nach Wittenberg und bringen neue Bedürfnisse und neue Ausdrucksformen des Totengedenkens und der Repräsentation mit in die Stadt. Sakramente und liturgische Geräte kommen durch die Reformation außer Gebrauch. Kirchenfinanzen und Fürsorge werden mit der Aufrichtung des „Gemeinen Kastens“ neu geordnet. Neue Eliten bestimmen die Stadtpolitik und nehmen auch Einfluss auf das „Design“ der Pfarrkirche. Der Vortrag zeichnet diesen Prozess anhand von in Wittenberg erhaltenen Schrift- und Bildquellen nach und versucht eine neue Deutung des Cranach’schen Reformationsaltars.
Während die Stadtpfarrkirche instand gesetzt, die dort erhaltenen Bildwerke des 16. Jahrhunderts restauriert und Vorbereitungen für das Jubiläum Cranachs des Jüngeren im Jahr 2015 getroffen werden, soll das Prinzipalstück der Kirche, der Reformationsaltar, in seinem Entstehungskontext vorgestellt werden.

Der Eintritt zum Vortrag ist wie immer frei.

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„Die hohen Wohltaten der Buchdruckerei“

Dienstag, dem 8. Oktober 2013 ab 19.30 Uhr

im Auditorium Maximum der Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62.

von Sophia Linda Stieme

Auf Einladung des Forschungsprojekts „Ernestinisches Wittenberg“ spricht Sophia Linda Stieme, Halle, über ihre Untersuchungen an Bleilettern, die bei archäologischen Grabungen in Wittenberg gefunden wurden.

Mit der Erfindung des Buchdrucks um 1440 begann das typographische Zeitalter. Es entwickelte sich eine neue Art der Kommunikation und Öffentlichkeit. Geschriebenes konnte schneller verbreitet werden. Mit der Gründung der Leucorea im Jahre 1502 wurde die entscheidende Voraussetzung für die Etablierung des Buchgewerbes in Wittenberg geschaffen. Buchdrucker, Buchbinder und Verleger profitierten wenige Jahre später von der immensen Nachfrage nach Schriften Martin Luthers.
Eine große Anzahl von Drucken der Reformationszeit  hat sich erhalten; sie geben einen tiefen Einblick in die intellektuelle Entwicklung der Gesellschaft und die Fertigkeiten der Drucker und Buchbinder. Doch bislang fehlten reale Zeugnisse des Druckerhandwerks.
Aus diesem Grunde sind einige in den letzten Jahren bei Grabungen in der Wittenberger Innenstadt entdeckte Komplexe von Bleilettern von großer Bedeutung. Sie erlauben neue Einsichten in das Gewerbe des frühen Buchdrucks und nahestehender Gewerke. Von den vier großen Letternfunden, die bisher gemacht werden konnten, steht der Komplex aus der Bürgermeisterstraße 5 im Vordergrund, der 1997 aufgedeckt wurde.

Sophia Linda Stieme hat an der Martin-Luther-Universitäts Halle-Wittenberg den Bachelor of Arts im Fach Archäologien Europas abgelegt. Ihr Denkmalpflege-Masterstudium wird sie voraussichtlich im kommenden Jahr abschließen.

Der Eintritt zum Vortrag ist wie immer frei.

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„Büchsen, Glocken, Kannen - Der Geschütz- und Glockengießer Berthold Abendbrot und Wittenberg um 1450“

Die Stiftung LEUCOREA und das Forschungsprojekt „Ernestinisches Wittenberg“ laden ein zum öffentlichen Vortrag am

Dienstag, dem 25. Juni 2013, ab 19.30 Uhr

im Auditorium Maximum der Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62.

von Thomas Lang M.A. (Leipzig)

Über 300 Jahre begleiteten die Glocken Berthold Abendbrots die Geschicke der Bürger Wittenbergs. Zwei seiner Glocken in der Wittenberger Schloss- und Universitätskirche riefen Geistliche, Studenten und Gelehrte zu Gottesdiensten und universitären Festlichkeiten und Abendbrots Totenglocke im Nordturm der Stadtpfarrkirche begleitete die Wittenberger auf ihrem letzten Weg. Die Spuren des Glockengießers Abendbrot sind in Wittenberg inzwischen verschwunden, die Bombardierung durch das Reichsheer am 13. Oktober 1760 und der Materialbedarf des zweiten Weltkrieges vernichteten sie. Nur in Dorfkirchen kann man noch auf Glocken seinen Namen und sein Gießerzeichen finden: ein Geschütz im Vierpass.

Nicht Friedens- sondern Kriegszeiten waren es auch, die Berthold Abendbrot nach Wittenberg führten. Als Büchsenmeister war er 1449 vom sächsischen Kurfürsten Friedrich II. (1428–1464) angestellt worden. In fürstlichem Auftrag sollte er Geschütze, Pulver und Belagerungsgerät fertigen, den Fürsten auf Feldzügen begleiten und Befestigungen errichten. Sein Dienstort war Wittenberg, wo er ein Haus erwarb und zumindest 10 Jahre sesshaft und nachweislich tätig war.

Die Spurensuche nach der Bedeutung Abendbrots hat inzwischen in Weimar, Dresden und Wittenberg zahlreiche Archivalien zu Tage gefördert, die nicht nur ein neues Licht auf die Rolle des Geschützmeisters, sondern auch auf die Bedeutung Wittenbergs um 1450 werfen. Die Stadt war eng mit dem politischen Schicksal des Kurfürstentums verwoben. Die Bedrohung durch die Hussiten und Böhmen (1430, 1450), Einfälle der Brandenburger Markgrafen (1440, 1450) und der Sächsische Bruderkrieg (1446–1451) haben ihre Folgen für die Wittenberger gezeitigt. Eine Zeit, die bisher kaum in der Wittenberger Stadtgeschichte bearbeitet wurde, zeigt die Kurstadt als bedeutenden, befestigten Rückzugsort und Operationsbasis des sächsischen Kurfürsten.

Der Vortrag bindet Wittenberg und Berthold Abendbrot in diesen politischen Kontext ein und stellt auf Quellenrecherchen basierende neue Erkenntnisse vor. Es besteht wie immer im Anschluß an den Vortrag die Gelegenheit zur Diskussion.

Besprechung des Vortrages in der Mitteldeutschen Zeitung vom 27.06.2013 (Link)

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"Doktor Martin Pollich von Mellrichstadt – ein Universitätsgelehrter zwischen Leipzig und Wittenberg in vorreformatorischer Zeit"

Dienstag, dem 14. Mai 2013, ab 19.30 Uhr

im Auditorium Maximum der Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62

von Dr. Beate Kusche.

Der aus Franken stammende Martin Pollich, nach seiner Herkunft auch Mellerstadt genannt, ist eine der zentralen und interessantesten Persönlichkeiten der Universität Wittenberg zur Zeit ihrer Gründung im Jahr 1502 und im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens. Mit seiner Person verbinden sich viele unterschiedliche Aspekte und zentrale Forschungsfragen zur mitteldeutschen Universitätslandschaft am Übergang vom späten Mittelalter zur Frühen Neuzeit sowie der Stadtgeschichte Leipzigs und Wittenbergs.

Vor seinem Wirken an der Leucorea am Ende seines Lebens war Pollich jahrzehntelang an der Universität Leipzig tätig gewesen und hatte dort um 1500 im Zentrum verschiedenster Auseinandersetzungen um Lehrinhalte und Versorgungsstellen gestanden, die u.a. aus seinen engen Beziehungen zu den Wettinern ernestinischer Linie resultierten. Seine Erfahrungen an der Leipziger Alma Mater flossen direkt in die Errichtung und Ausgestaltung der neuen Hohen Schule in Wittenberg ein. Pollich erlangte als Mediziner und als Leibarzt des Kurfürsten Friedrich des Weisen ebenso Bedeutung, wie als Gründungsrektor der Universität Wittenberg, an der er als Doktor der Theologie zum Lehrer der Theologengeneration um Martin Luther wurde.

Im Zentrum des Vortrages steht die Person Martin Pollichs im Spannungsfeld zwischen Leipzig und Wittenberg. Anhand seines Werdeganges und seines Wirkens soll unter Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse ein allgemeiner Blick auf die institutionellen, finanziellen und personellen Rahmenbedingungen und Strukturen an den beiden wettinischen Hohen Schulen geworfen werden, die als „Konkurrenzuniversitäten“ galten. Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden thematisiert, die nicht zuletzt auch die spannende Verknüpfung zwischen der universitären und der städtischen Ebene betreffen. Pollich mit seiner Familie wohnte und lebte sowohl in der Pleißestadt als auch in der Elbestadt und nahm an der spezifischen Lebenswelt der beiden Städte teil.

Es besteht wie immer im Anschluß an den Vortrag die Gelegenheit zur Diskussion.

Besprechung des Vortrages in der Mitteldeutschen Zeitung vom 16.05.2013

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"Torgau 1519. Der bayerische Adlige Hans Herzheimer beschreibt die Residenz"

Dienstag, 16.04.2013 ab 19.30 Uhr

im Auditorium Maximum der LECUOREA-Stiftung, Collegienstraße 62

von Prof. Dr. Enno Bünz (Leipzig).

Wie hat ein Reisender im 16. Jahrhundert das Kurfürstentum Sachsen wahrgenommen? Der Reisebericht des bayerischen Adligen Hans Herzheimer von 1519 ist der früheste und ausführlichste Reisebericht, der darüber Auskunft gibt. Herzheimer hat sich längere Zeit in den kursächsischen Residenzstädten aufgehalten. Neben seiner Beschreibung von Wittenberg, die der Referent im zweiten Band der Wittenberg-Forschungen veröffentlicht hat, nimmt auch Torgau in Herzheimers Aufzeichnungen viel Raum ein.

Der Reisebericht, der zur Zeit vom Referenten für eine kommentierte Textausgabe bearbeitet wird, bietet z.T. einzigartige Einblicke in das alltägliche Leben Kursachsens unmittelbar vor der Reformation. Besonders angezogen wurde Hans Herzheimer von allen Formen fürstlicher Repräsentation. Mehrfach ist er Kurfürst Friedrich dem Weisen begegnet. Das war auch deshalb möglich, weil der kurfürstliche Kämmerer und enge Vertraute Degenhard Pfeffinger seinem Verwandten Hans Herzheimer im Wortsinne die Türen in den kursächsischen Residenzschlössern geöffnet hat.

Die Beschreibung von Schloss Hartenfels in Torgau und seiner Umgebung stellt im Reisebericht Hans Herzheimers einen Höhepunkt dar. Keine andere kurfürstliche Residenz wird von dem bayerischen Reisenden so ausführlich geschildert, wie Torgau. Die nähere Betrachtung dieser Reiseaufzeichnungen sind interessant, weil sie Neues über Torgau am Anfang des 16. Jahrhunderts zu bieten haben und in eindrucksvollen Schlaglichtern das Leben am Hof Kurfürst Friedrichs des Weisen beleuchten. Natürlich hat Hans Herzheimer nicht alles sehen und erleben können, was den heutigen Betrachter interessieren würde. Auch die Lücken sind aufschlussreich, denn sie zeigen, was einen Reisenden dieser Zeit interessiert und was nicht. Auch der Adlige Hans Herzheimer hatte seinen ganz bestimmten Blick auf Torgau. Im Gegensatz zu anderen Reisenden seiner Zeit hat er dies beschrieben und lenkt damit den Blick des Historikers auf das Torgau der Renaissance und Reformation.

Mit dem Vortrag verbunden ist die Präsentation des zweiten Bandes der „Wittenberg-Forschungen“, der soeben erschienen ist.

Es besteht wie immer im Anschluß an den Vortrag die Gelegenheit zur Diskussion.

Besprechung des Vortrages in der Mitteldeutschen Zeitung vom 24.04.2013

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Vortragsreihe der Stiftung LEUCOREA in Verbindung mit den Städtischen Sammlungen Wittenberg

"Wittenberg als kulturelles Zentrum der Frühen Neuzeit. Versuch einer strukturierten Gesamtschau"

Dienstag, 19.02.2013 ab 19.30 Uhr

im Auditorium Maximum der LECUOREA-Stiftung, Collegienstraße 62

von Prof. Dr. Jur. Heiner Lück (Halle/Saale).

Im vor wenigen Wochen erschienenen dreibändigen „Handbuch kultureller Zentren der Frühen Neuzeit. Städte und Residenzen im alten deutschen Sprachgebiet“, herausgegeben von Wolfgang Adam und Siegrid Westphal (Walter de Gruyter, Berlin/Bosten 2012),

nimmt auch die Stadt Wittenberg einen wichtigen Platz ein. In der Überblicksdarstellung zu den wesentlichen Bereichen städtischen, universitären, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens Wittenbergs zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert sind ebenso Forschungsergebnisse des an der LEUCOREA forschenden Projekts "Das ernestinische Wittenberg 1486-1547" eingeflossen. Darüber hinaus sind auch bisher weniger bekannte Zusammenhänge zwischen neuzeitlicher Universitätsgeschichte und die Geschichte der Stadtkultur dargestellt.

Diese Sicht auf die Ganzheit Wittenberger Kultur- und Stadtgeschichte versteht sich auch als Beitrag zu einer über die von der Historiographie des 19. und 20. Jahrhunderts bevorzugten Monumentalpersönlichkeiten der Wittenberger Reformation hinaus greifenden Betrachtung stadt- und universitätsgeschichtlicher Aspekte.

Es besteht wie immer im Anschluß an den Vortrag die Gelegenheit zur Diskussion.

Besprechung des Vortrages in der Mitteldeutschen Zeitung vom 26.02.2013

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"Aufgeschlossen, eingeheizt und den Marsch geblasen – Besondere Funde des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit aus Wittenberg"

Donnerstag, 13.12.2012, ab 19.30 Uhr

in den Malsaal des Cranach-Hauses in der Schlossstr. 1.

Dr. Ralf Kluttig-Altmann (Leipzig/Halle/Saale)

Bereits seit 2007 ist der Referent mit der systematischen Durchsicht des immensen Fundmaterials aus Wittenberger Ausgrabungen beschäftigt, seit 2009 auch innerhalb des Projektes „Das ernestinische Wittenberg“ an der Stiftung LEUCOREA. Diese Fundaufnahme konzentriert sich auf die Stadtblüte im 16. Jahrhundert, hat jedoch auch benachbarte Zeiträume im Blick. Viele interessante Funde offenbaren bei tiefer gehenden Recherchen spannende Aussagen über die Lebenswelt der Wittenberger in vergangenen Jahrhunderten.

An diesem Abend werden Beispiele solch besonderer Funde vorgestellt. Wir erfahren etwas darüber, was man im Wittenberger Schloss des 15. Jahrhunderts alles abschließen musste und warum und wie Schloss und Schlüssel aussahen. Andere Funde belegen, dass man Kachelöfen Unrecht tut, sieht man sie lediglich als simple Heizung an – man konnte mit ihnen kochen und backen und mit einer Art Warmwasseranschluss für etwas Wohnkomfort sorgen. Der überaus seltene Fund einer keramischen Fanfare schließlich berührt den Kontext der Wittenberger Heiltumsweisung, der Stadtwache und von Festumzügen.

Besprechung des Vortrages in der Mitteldeutschen Zeitung vom15.12.2012

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Die Stadtpfarrkirche St. Marien in Wittenberg: Neue Ergebnisse der Archiv- und Bauforschung

Die evangelische Stadtkirchengemeinde Wittenberg und die Stiftung LEUCOREA laden ein zu einem Vortragsabend am

Mittwoch, dem 07.11.2012,

ab 19.30 Uhr im  Katharinensaal, Jüdenstraße 35,

der der Stadtpfarrkirche gewidmet ist. Präsentiert werden neue Forschungsergebnisse, die im Projekt „Das ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt (1486-1547)“ an der Stiftung LEUCOREA gewonnen wurden:

Antje J. Gornig M.A.

"Die ältesten Rechnungen der Pfarrkirche Unser Lieben Frauen zu Wittenberg"

und

Prof. Dr. Elgin von Gaisberg

"Die wichtigsten Bauphasen der Stadtpfarrkirche – Ergebnisse der Bauforschung auf Grundlage der baubegleitenden Untersuchungen sowie der Bild- und Schriftquellen"

Antje J. Gornig hat bisher nicht erforschte Rechnungsdokumente aus dem beginnenden 15. Jh. aus Wittenberg ausgewertet, die nicht nur über das Gemeindeleben in der Pfarrei Unser Lieben Frauen zu dieser Zeit Auskunft geben können, sondern auch bisher nicht bekannte Daten zur großen Umbauzeit und der Ausstattung des Kirchgebäudes im Mittelalter liefern.

Im Anschluss daran wird Elgin von Gaisberg die aktuellen Ergebnisse aus der laufenden Bauforschung an der Stadtpfarrkirche vorstellen. Grundlage hierfür bilden zum einen die zuvor erläuterten Rechnungsdokumente aus dem Pfarr- und Ratsarchiv sowie die überlieferten Bildquellen, vor allem aber die Untersuchung des baulichen Bestands, denn im Rahmen der aktuellen Instandsetzungsarbeiten bietet sich für lange Zeit die einmalige Chance, Einblicke in Bereiche zu gewinnen, die sonst durch Putzoberflächen verborgen bleiben und schwer oder gar nicht zugänglich sind. Erst durch die Verknüpfung dieser verschiedenen Grundlagen können Bauabfolge und einzelne Bauzustände innerhalb der langen Baugeschichte der Wittenberger Stadtpfarrkirche aufgedeckt, genauer ermittelt und bewiesen werden.

Die erreichten Erkenntnisse  werden hier erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.

Besprechung der Vorträge in der Mitteldeutschen Zeitung vom 09.11.2012

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"Identitätsverlust durch Substanzverlust? - Perspektiven für Wittenbergs historische Bausubstanz"

Dr. Insa-Christiane Hennen vom Projekt Ernestinisches Wittenberg hat zu diesem Thema auf Einladung der Unionsfraktion einen Vortrag im Melanchthonsaal des "Best Western"-Hotels in Wittenberg gehalten.

Der Vortrag wurde in einem Artikel der Mitteldeutschen Zeitung besprochen: Leuchttürme neben Ruinen (Artikel)

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Ludwig Binder (1512-1556) Bau und Werkmeister der Turmaufsätze der Wittenberger Stadtkirche
&
Aussehen und Erscheinungsbild der Wittenberger Stadtpfarrkirche

Dienstag den 18. Juli 2012, 19:30 Uhr

Katharinensaal (Jüdenstraße 38)

von Dr. Anke Neugebauer und Dr. Mario Titze

Die Stiftung LEUCOREA und die Evangelische Stadkirchengemeinde Wittenberg laden ein zu einem Vortrags- und Gemeindeabend am 18. Juli 2012.

Dr. Anke Neugebauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt “Das ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt (1486-1547)“ wird Ludwig Binder (1512-1556), den Bau- und Werkmeister der Turmaufsätze der Wittenberger Stadtkirche, würdigen. Ludwig Binder gehörte neben Arnold von Westfalen, Konrad Krebs, Andreas Günther oder Nickel Gromann zu den namhaften mitteldeutschen Baumeistern an der Wende zur Neuzeit. Der Vortrag richtet den Fokus auf Binders Ausbildung bei seinem Vater Bastian Binder, dem Magdeburger Dombaumeister, ebenso wie auf sein Wirken für die Fürsten von Anhalt in Dessau und Zerbst, die städtischen Gemeinden in Bad Salzelmen oder Wittenberg und beleuchtet die innovativen Leistungen des Architekten für die mitteldeutsche Baukunst der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Dr. Mario Titze begleitet als Gebietsreferent des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt die laufende Restaurierung der Wittenberger Stadtpfarrkirche. Er erläutert auf der Grundlage neuester Erkenntnisse, wie man sich das Aussehen der Stadtkirche im Mittelalter vorstellen muss und wie sich ihr Erscheinungsbild im Laufe der Jahrhunderte veränderte. Historische Abbildungen und eine Vielzahl aktueller Fotos von restauratorischen Befunden lassen die Zuhörer auf baugeschichtliche Entdeckungsreise gehen. Durch den Vergleich mit anderen Kirchen der Region sollen Zusammenhänge verständlich und nachvollziehbar werden. Die Untersuchungsergebnisse haben nicht zuletzt Auswirkungen auf das Restaurierungskonzept, nach dem sich der Anblick der Stadtkirche künftig in manchem vom gewohnten Bild unterscheiden wird.

Besprechung des Vortrages in der Mitteldeutschen Zeitung unter Downloads & Links

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"…gleich als wan sie der donner darnieder schluge" – Der Tübinger Theologe Jakob Andreä und die Reformen an der Wittenberger Universität in den 1570er Jahren

Dienstag den 19. Juni 2012, 19:30 Uhr

Auditorium maximum der LEUCOREA, in  der Collegienstr. 62

von Dr. Ulrike Ludwig

Im Frühjahr des Jahres 1574 wurden auf Betreiben des sächsischen Kurfürsten August etliche Schüler Philipp Melanchthons, die an den kursächsischen Kirchen, Schulen, den Universitäten und in der Regierung tätig waren, entlassen, des Landes verwiesen und teilweise sogar inhaftiert. Ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten als „Kryptocalvinisten“ versucht, in Kursachsen heimlich den Calvinismus einzuführen. In der Folge wurden im Auftrag des Kurfürsten umfangreiche Visitationen im Land durchgeführt, die als Vorbereitung für eine weitreichende Reform des sächsischen Kirchen-, Schul- und Universitätswesens im streng lutherischen Sinne dienen sollten. Federführend geleitet wurden diese Reformmaßnahmen durch den württembergischen Theologen Jakob Andreä. Im Ergebnis seiner Tätigkeit erschien 1580 eine neue Kirchen- und Universitätsordnung.
Die Wittenberger Universität war von diesen Vorgängen in besonderem Maße betroffen. Nicht nur der Weggang etlicher Professoren und Studenten bedeutete eine tiefe Zäsur in der Geschichte der Leucorea, auch viele Regelungen der Universitätsordnung waren äußerst einschneidend und zukunftsweisend für die Universität. So versuchte der Landesherr mit der Ordnung, seinen Einfluss an der Hohen Schule zu steigern, und auch der universitäre Alltag sollte neu geregelt werden. Die Verordnung enthielt z. B. umfassende Bestimmungen zum gemeinsamen Wohnen und Lernen der Stipendiaten sowie zur Disziplin und zum Lebenswandel der Universitätsangehörigen. Die Wittenberger Universitätsmitglieder lehnten die Reformmaßnahmen in der Regel vehement ab. Auch Jakob Andreä und seine Rolle bei der Universitätsreform waren äußerst umstritten. Immer wieder kam es in diesen Jahren zu studentischen Unruhen und Tumulten. Diese Ereignisse und die Ergebnisse der Reformmaßnahmen an der Wittenberger Universität sollen im Vortrag näher vorgestellt werden.

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„Von singenden Chronisten, gelehrten Prinzenerziehern und Bastarden“ – Neue Erkenntnisse und Quellen zu Nutzern, Funktionen und Lage der Wittenberger Schlossbibliothek vor 1525

Dienstag den 03. April 2012, 19:30 Uhr

Auditorium maximum der LEUCOREA, in  der Collegienstr. 62

von Thomas Lang M.A. (Leipzig)

Die „bibliotheca Electoralis“, die kurfürstliche Bibliothek im Wittenberger Schloss, steht seit längerer Zeit im Fokus der Forschung. Als Bibliothek im fürstlichen Besitz war sie zugleich Universitätsbibliothek und Handbibliothek des Fürsten sowie der von ihm angestellten Chronisten und Prinzenerzieher. Bisher konzentrierte man sich bei ihrer Erforschung vor allem auf den kurfürstlichen Vertrauten Georg Spalatin (1484–1545) mit seinen Reisen zum Büchererwerb, seinen Bibliothekskatalogen der 1530er Jahre und seiner Tätigkeit als Hofchronist. Dabei blieben viele elementare Fragen unbeachtet. Wo stand die Bibliothek vor ihrer Verlegung in die Hofstube des Schlosses 1535/36? Welche Nutzerkreise hatten Zugang zur Bibliothek und welchen Zweck erfüllte sie? Gab es vor Spalatin andere „Chronisten“ und mit welchen Büchern konnten sie arbeiten? Wie erhielt der Kurfürst Zugang zur Bibliothek, wenn er auf Reichstagen oder in anderen Residenzen weilte?

Einen Teil dieser Fragen versucht der Vortrag mit Ergebnissen verschiedener Mitarbeiter des Forschungsprojektes „Ernestinisches Wittenberg“ zu schließen. So wird anhand von verschiedenen Quellen versucht, Neues zur Lage der Bibliothek vor 1536, zu ihrer Systematik, ihrer Nutzung, ihren Funktionen und zum Verbleib einzelner Bücher zu sagen. Dabei werden mit der Bibliothek verbundene Personen wie der Chronist Adam von Fulda (†1505) als ein Vorgänger Spalatins, der Hofkomponist Johannes Walter (1496–1570) sowie einige hochadelige Ziehschüler und ein unehelicher Nachkomme Friedrichs des Weisen kurz vorgestellt.

Zum öffentlichen Vortrag „Ernestinisches Wittenberg“ lädt die Stiftung LEUCOREA in Verbindung mit den Städtischen Sammlungen Wittenberg alle Interessierten recht herzlich ein. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zur Rücksprache mit dem Referenten und anderen Mitarbeitern des Forschungsprojektes „Ernestinisches Wittenberg: Stadt und Universität 1486-1547“.

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Luthers „Sekretär“ Georg Rörer († 1557) in Wittenberg. Versuch einer sozialen und lokalen Verortung.

Dienstag den 31. Januar 2012, 19:30 Uhr

Auditorium maximum der LEUCOREA, in  der Collegienstr. 62

von Gastreferent Dr. Christian Speer (Halle/Saale)

Hinter dem etwas sperrigen Titel verbirgt sich eine komplexe Problemlage. Auf der einen Seite dominieren Persönlichkeiten wie Luther, Melanchthon, Bugenhagen oder Cranach die historische Wahrnehmung Wittenbergs im Reformationszeitalter – also Männer, über die schon viel geforscht und geschrieben wurde. Auf der anderen Seite gibt es Menschen wie Johannes Mantel oder Georg Rörer, die außerhalb der spezialisierten Forschung kaum bekannt sein dürften, die aber bei näherem Hinsehen Kärrnerarbeit bei der Verbreitung und Durchsetzung reformatorischer Ideen geleistet haben. Wer weiß heute noch, dass zum Beispiel Georg Rörer einer der produktivsten Herausgeber von Lutherschriften in Wittenberg war oder dass er maßgeblichen Anteil an der Redaktion der überarbeiteten Bibelübersetzung hatte? Dass wir nicht viel über diese Mitstreiter der Reformtoren wissen, liegt sicher auch an einem geringen öffentlichen Interesse, dass sich mehr auf die vermeintlichen „Lichtgestalten“ der Reformation richtet, aber auch an der dürftigen Quellenlage. Der Vortrag möchte dennoch den Versuch unternehmen, zum einem die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse von Luthers „Sekretär“ Georg Rörer zu erhellen, und zum anderen die Frage zu beantworten, wo Rörer eigentlich in Wittenberg gelebt hat. Anhand dieser scheinbar einfachen Frage soll zugleich die Problematik der Wittenberger Stadtbücher und Steuerlisten bei der Zuordnung von Einwohnern zu bestimmten Häusern thematisiert werden. Im Anschluss an den Vortrag besteht wie immer die Gelegenheit zur Diskussion!

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„Ein frölich Urstend mir verley”. Grab- und Gedächtnismale der Wittenberger Stadtkirche als Zeugnisse lutherischer Memorialkultur im 16. Jahrhundert.

Dienstag den 29. November 2011, 19:30 Uhr

Auditorium maximum der LEUCOREA, in  der Collegienstr. 62

von Gastreferentin Dr. des. Doreen Zerbe (Leipzig)

In der Wittenberger Stadtkirche St. Marien hat sich bis heute ein umfangreicher Bestand an frühneuzeitlichen Grab- und Gedächtnismalen erhalten, der den Besuchern vor allem durch die Gemäldetafeln der Cranach-Werkstatt ins Bewusstsein tritt. Diese Denkmale wurden einst für bedeutende Bürger der Stadt, für Gelehrte der Universität und für die reformatorischen Prediger an der Stadtkirche geschaffen. Die Errichtung von repräsentativen Grabmalen und Epitaphen gehörte zu einer im 16. Jahrhundert besonders ausgeprägten Kultur der Erinnerung (Memoria), die sich in den erhaltenen Denkmalen widerspiegelt. Im Vortrag vorgestellt werden sollen die wichtigsten Ergebnisse der Dissertation, die Doreen Zerbe 2010 abgeschlossen hat. Diese Arbeit beschäftigt sich umfassend mit der Funktion der Denkmale innerhalb der reformatorischen Memorialkultur. Dabei wird besonders auf die Nutzung der Stadtkirche als Grablege und ihre Ausstattung mit Denkmalen im 16. Jahrhundert eingegangen.

Dr. des. Doreen Zerbe hat an der Universität Leipzig Kunstgeschichte, Geschichte und Evangelische Theologie studiert. Ihre 2010 abgeschlossene Dissertation zu den Wittenberger Epitaphen betreute Professor Frank Zöllner. Zur Zeit arbeitet Doreen Zerbe im Projekt „Bildliche Konstruktion, Kommunikation und Demontage der Gruppenautorität „Wittenberger Reformation“ im Prozess der Konfessionalisierung“, angesiedelt an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig bei Professor Armin Kohnle. Sie erfüllt außerdem am Institut für Kirchengeschichte im Bereich „Kirchliche Kunst“ einen Lehrauftrag.

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"Wittenberger Buchgewerbe und -handel im 16. Jahrhundert"

Dienstag den 28. Juni 2011, 19:30 Uhr

Auditorium maximum der LEUCOREA, in  der Collegienstr. 62

von Vicky Rothe Bacc. (Leipzig)

Die Stiftung LEUCORA lädt in Verbindung mit den Städtischen Sammlungen Wittenberg zu einem öffentlichen Vortrag am 28. Juni 2011 ein, um Einblicke in die laufenden Forschungsarbeiten des Projekts „Das ernestinische Wittenberg - Universität und Stadt (1486-1547)“ zu geben.

Vicky Rothe, Studentin im Masterstudiengang Geschichte an der Universität Leipzig, trägt zum Thema "Wittenberger Buchgewerbe und -handel im 16. Jahrhundert" vor. Frau Rothe forschte anhand von Quellen aus dem Wittenberger Ratsarchiv und unter Nutzung von Vorarbeiten der Projektmitarbeiter nach Buchdruckern, Buchbindern, Buchhändlern und Verlegern, die in Wittenberg tätig waren. Dabei konnte Frau Rothe über 100 bisher unbekannte Personen identifizieren sowie zahlreiche neue Erkenntnisse zu deren persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen und den Kontakten untereinander sowie zum Hof und zur Universität gewinnen.
Im Vortrag werden anhand von ausgewählten Persönlichkeiten die sozialen und ökonomischen Bedingungen von Buchdruck und Buchhandel in Wittenberg exemplarisch vorgestellt.
Im Anschluss an den Vortrag besteht wie immer die Möglichkeit zur Diskussion und zum Erwerb des Tagungsbandes.

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„Jacopo de‘ Barbari – Hofmaler in Wittenberg“

Dienstag den 19. April 2011, 19:30 Uhr

Malsaal, Cranachhof, Schlossstraße 1

von Gastreferentin Dr. des. Beate Böckem (Universität Basel)

Der Italiener Jacopo de’ Barbari gehört zu den frühesten namentlich fassbaren Künstlern, die an Fürstenhöfen nördlich der Alpen für Furore sorgten. Bereits im Jahr 1500 wurde er am Rande des Augsburger Reichstags in die Dienste Kaiser Maximilians I. aufgenommen. Jacopo de’ Barbari ist bis zu seinem Tod (vor 1516) als Hofmaler einflussreicher Herrscher im Heiligen Römischen Reich nachweisbar.

Eine seiner bedeutendsten Anstellungen war sein Aufenthalt bei Kurfürst Friedrich III. „dem Weisen“ von Sachsen. Neben einigen Schriftquellen zeugen wenige, jedoch hochgradig originelle Gemälde von Barbaris Wirken in der Universitätsstadt Wittenberg und an anderen ernestinischen Residenzen.

Kurfürst Friedrich schuf durch sein Mäzenatentum ein kulturelles Klima, das fürstliche Repräsentation und humanistische Bestrebungen gleichermaßen förderte. Inwiefern Jacopo de‘ Barbari diesem speziellen Anforderungsprofil entsprach, und welche spezifischen künstlerischen Kontexte er am kursächsischen Hof vorfand und mitprägte, werden Hauptaugenmerke des Vortrags sein. Denn bereits lange bevor Lucas Cranach d. Ä. mit prominenten Werken der Hofkunst Wittenbergs ein eigenes Profil gab, war Friedrich als ambitionierter und ehrgeiziger Förderer der Künste in Erscheinung getreten.

Dr. des. Beate Böckem hat in Bonn und Zürich Kunstgeschichte, Ältere deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft sowie Neuere deutsche Literaturwissenschaft studiert. Im vergangenen Jahr konnte sie ihre Dissertation abschließen, die dem Thema „Inszenierung einer Künstlerpersönlichkeit: Jacopo de Barbari und der Kulturtransfer in der frühen Neuzeit" gewidmet ist. Seit 2004 ist Frau Böckem als Assistentin am Lehrstuhl Kunstgeschichte des Mittelalters bei Prof. Dr. Barbara Schellewald an der  Universität Basel tätig.

Im Anschluss an den Vortrag wird der soeben erschienene erste Band der Wittenberg-Forschungen („Das ernestinische Wittenberg – Universität und Stadt (1486-1547)“, herausgegeben im Auftrag der Stiftung LEUCOREA von Heiner Lück, Enno Bünz, Leonhard Helten, Dorthee Sack und Hans-Georg Stephan, Petersberg: Imhof Verlag, Euro 48,-) vorgestellt.

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"Universitätsgebäude, studentisches Leben und akademischer Alltag – Wohnen und Studieren in Wittenberg im 16. Jahrhundert"

Dienstag den 15. Februar 2011, 19:30 Uhr

Auditorium maximum der LEUCOREA, in  der Collegienstr. 62

von Dr. Ulrike Ludwig

Im Herbst des Jahres 1502 wurde in der Stadtkirche die Wittenberger Universität feierlich eröffnet. Bereits mehrere Wochen zuvor hatten der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise und sein Bruder Johann Einladungen in verschiedene deutsche Territorien verschickt, die dazu aufforderten, an der neuen Hohen Schule in den unterschiedlichen Wissenschaften – in den „freien künsten, der heiligen schrift, geistlichen und weltlichen rechten, erzenei, poeterei und andern künsten“ – zu studieren und zu promovieren. Die mit finanziellen Anreizen verbundene Einladung war sehr erfolgreich, bereits im ersten Semester konnte die Leucorea über 400 Immatrikulationen verzeichnen.

Die nach Wittenberg kommenden Studenten und Lehrkräfte benötigten nicht nur Wohnraum, sondern auch geeignete Räumlichkeiten für die Lehrveranstaltungen, Prüfungen und andere akademische Akte wie Versammlungen oder Festessen. Vor allem in ihrer Anfangszeit nutzte die Leucorea für diese Zwecke Räume in bereits vorhandenen städtischen und kirchlichen Gebäuden, wie im Franziskanerkloster. Schon bald wurde jedoch mit der Errichtung von eigenen Universitätsbauten begonnen. Neue öffentliche Universitätsgebäude waren die Kollegien, zum Beispiel das Fridericianum. Für kranke Studenten wurden eigens Hospitäler innerhalb und außerhalb der Stadt eingerichtet.

Im Vortrag werden einige Ergebnisse der archivalischen Forschungen zu den universitären Bauten und ihren Bewohnern vorgestellt, die im Rahmen des Projektes „Ernestinisches Wittenberg“ gewonnen wurden. Es wird auf die Errichtung der Gebäude und vor allem auf ihre alltägliche Nutzung am Beginn der Frühen Neuzeit eingegangen und die Frage gestellt, wo und wie die Studenten in der Stadt lebten und lernten.

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"Das Patrizierhaus 'Kühler Brunnen' des Hans von Schenitz im Kontext früher Renaissancearchitektur im Reich"

Dienstag, den 11. Januar 2011, 19.30 Uhr

Auditorium maximum der LEUCOREA, in  der Collegienstr. 62

von Dr. des. Anke Neugebauer

Das Wohn- und Handelshaus „Kühler Brunnen“ am Markt in Halle zählt aufgrund seiner frühen Entstehungszeit in den 1520/30er Jahren und seinen italienisierenden Bauformen zu den Inkunabeln mitteldeutscher Frührenaissance. Bauherr war der wohlhabende Kaufmann Hans von Schenitz (1499-1535), der als Kammerdiener, Baumeister und Kunstgutbeschaffer Kardinal Albrechts von Brandenburg über engste Geschäftsbeziehungen zu den Augsburger Fuggern verfügte. Sein Schwiegervater war Sozius der Welser in Leipzig. Insofern verwundert es kaum, dass der „Kühle Brunnen“ mit seinen um zwei Innenhöfe gruppierten Arkadenbauten den Typus eines italienischen Kontors nach Mitteldeutschland transferierte. An der Ausstattung des Bauensembles wirkten namhafte Kunsthandwerker der Zeit: Lucas Cranach d. Ä., Matthias Grünewald, Konrad Faber von Kreuznach und viele andere mehr. Die Pracht seines Stadtpalais konnte Hans von Schenitz nicht lange genießen. Unter dem Vorwurf der Veruntreuung ließ der Kardinal seinen einstigen Günstling 1535 hinrichten. Der „Justizfall Schenitz“ sollte zu einem Eckpfeiler der Reformation in Halle werden.

Im Vortrag wird neben der Bau- und Ausstattungsgeschichte vor allem nach den inspirierenden Quellen gefragt, wobei ein Schwerpunkt auf dem Einfluss süddeutscher Handelshäuser und dem mitteldeutschen Schlossbau liegt; u. a. wird auf das Residenzschloss in Wittenberg eingegangen. Daneben soll das Mäzenatentum der Schenitzfamilie gewürdigt werden, das bis nach Wittenberg reichte und dem hochadligen Auftraggeber nahe kam.

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„Mehr als Mauersteine. Die Wittenberger Ziegelhütten und ihre Produkte“

Dienstag, den 16.11.2010 um 19.30 Uhr im

Auditorium Maximum der LEUCOREA, in der Collegienstraße 62

von Dr. Ralf Kluttig-Altmann

Es spricht der Archäologe Dr. Ralf Kluttig-Altmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Ernestinisches Wittenberg“ an der Leucorea Wittenberg. Der Vortrag beginnt am 16.11.2010 um 19.30 Uhr im Auditorium Maximum der Stiftung LEUCOREA, Collegienstraße 62.

Für die Bewältigung größerer privater und öffentlicher Bauvorhaben war bereits im Spätmittelalter ein gut organsiertes Zieglerhandwerk Voraussetzung. Spätestens Ende des 15. Jahrhunderts gibt es Ziegeleibetriebe des Amtes und der Stadt Wittenberg, welche mit einem eindrucksvollen Produktionsvolumen Bauprojekte in und um Wittenberg versorgten. Im Projekt „Ernestinisches Wittenberg“ werden archivalische Quellen erschlossen, die uns über die Struktur dieser Wittenberger Ziegelhütten, ihre Produktion und Verkaufsstrategien informieren. Andererseits liegt in Wittenberg vielfältige Baukeramik als Fund vor, die auf einer der zahlreichen archäologischen Untersuchungen der letzten Jahre geborgen wurden. Es wird gezeigt, welches Informationspotential in den auf den ersten Blick eher schlichten Objekten liegt. Die einzelnen Produktsparten Mauer- und Dachziegel, Fußbodenplatten und Formsteine werden mit ihren Besonderheiten und ihrem Einsatzzweck anhand zahlreicher Beispiele und Vergleiche vorgestellt und im Wittenberger Stadtbild verortet.

Einen besonderen Schwerpunkt legt der Vortrag jedoch auf Produkte der örtlichen Ziegeleien, die man gemeinhin nicht aus dieser Quelle erwarten würde. Aus den Grabungen Wittenbergs stammt eine Reihe besonderer Fundobjekte, die zeigen, für welche Lebensbereiche der Ziegler ebenfalls tätig werden konnte. Dazu gehören Spielzeug und Beleuchtungskeramik ebenso wie diverse Hilfsgeräte für die Küche. Diese herausragenden und wenig bekannten Wittenberger Funde werden vorgestellt, in ihrer Funktion erläutert und in einen überregionalen Kontext gestellt.

Ziel des Vortrags ist es so unter anderem, den Blick des an der Stadtgeschichte interessierten Zuhörers auf eine Gruppe scheinbar einfacher, jedoch sehr aussagekräftiger Funde zu lenken, auf denen Wittenberg im wahrsten Sinne des Wortes aufbaut. Ihre laufende Erforschung zeigt neben der Auswertung schriftlicher und bildlicher Quellen vor allem die Wichtigkeit archäologischer Sachzeugnisse.

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„Wittenberger Bauforschungen: Neue Ergebnisse“

Mittwoch, den 8. September 2010, 19.30 Uhr

Auditorium Maximum der LEUCOREA, in der Collegienstr. 62

von Dr. Elgin von Gaisberg und Dr. Insa Christiane Hennen

Mit diesem Beitrag wird die Vortragsreihe „Das ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt“ fortgesetzt. Der Eintritt ist frei. Dr. Elgin von Gaisberg und Dr. Insa Christiane Hennen, beide Kunsthistorikerinnen und Bauforscherinnen, stellen neue Ergebnisse zur baulichen Entwicklung der Stadt Wittenberg im 16. Jahrhundert und zu einzelnen Bürgerhäusern vor, die durch die Forschergruppe in den letzten Monaten untersucht wurden.

Dr. Elgin von Gaisberg wird über den Aussagewert von Wittenberger Stadtansichten und Stadtplänen im Hinblick auf die Stadtstruktur referieren und auf Fragen der innerstädtischen Parzellenbildung eingehen. An zwei Grundstücken wird sie exemplarisch die bauliche Entwicklung im späten 15. und 16. Jahrhundert darstellen. Dr. Insa Christiane Hennen wird am Markt ansässige Exponenten des „Baubooms“ des 16. Jahrhunderts vorstellen und ihre Verbindungen zur Universitäts- und Reformationsgeschichte aufzeigen.

Ab den 1520er Jahren entwickelt sich die heute für Wittenberg typische Zeilenbebauung. Es entstehen die teilweise prächtigen Stadthöfe. Die Bebauung in der von der Befestigung umgebenen Stadt verdichtet sich. Im Norden und Osten der heutigen Altstadt kommen neue Häuser hinzu. Die durch ihre Verbindungen zum kurfürstlichen Hof oder ihre Zugehörigkeit zur Universität privilegierte neue Oberschicht bedient sich bei der Ausstattung ihrer „stattlichen Gebäude“ herrschaftlicher Repräsentationsformen.

Der Doppelvortrag ist auch als Beitrag des Forschungsprojekts „Ernestinisches Wittenberg“ zum Tag des offenen Denkmals gedacht. An diesem Tag, dem 12.09.2010, werden um 12.30 Uhr und 14.00 Uhr Führungen durch das Anwesen Markt 3 angeboten. Treffpunkt für Interessierte ist der Seiteneingang auf dem Cranachhof Markt 4. Der Teilnehmerkreis muss aus Sicherheitsgründen jeweils auf 20 Personen beschränkt werden, wofür um Verständnis gebeten wird.

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„Die Niederlassung der Antoniter in Wittenberg“

Dienstag, am 10. August 2010, 19:30 Uhr

Vortragssaal im Cranachhof

von Antje J. Gornig M. A.

Neben der wettinischen Residenz, dem Schloss und der Universität Leucorea hat das Projekt „Das Ernestinische Wittenberg 1486-1547“ ebenso die Thematik „Stadt und Kirche“ im Fokus. Vor allem für die vorreformatorische Zeit klafft hier trotz hervorragender Quellenüberlieferung für Wittenberg bisher eine Forschungslücke. Innerhalb dieses Projektschwerpunkts wird v. a. der Frage nachgegangen, inwieweit bürgerlich-kommunale Interessen und zugleich religiös-geistliche Bedürfnisse der Wittenberger Stadtgemeinde ausgefüllt wurden und wie sich das Verhältnis zwischen geistlichen Institutionen und Stadtgemeinde bis zur Reformation entwickelt hat. Erst dann  können die tatsächlichen Veränderungen durch die Reformation genauer charakterisiert und bewertet werden.

Bemerkenswert ist dabei, dass im mittelalterlichen Wittenberg als geistliche Einrichtungen neben der einzigen Stadtpfarrkirche „Unser Lieben Frauen“ das Kollegiatstift „Allerheiligen“ mit der Hofkapelle, das Franziskanerkloster mit der Barbara-Kapelle – zugleich Grablege der askanischen Herzöge von Sachsen-Wittenberg –, das Kloster der Augustiner-Eremiten sowie einige Terminierhäuser von Orden aus der näheren Umgebung existierten. Diese versuchten nicht nur das religiöse Leben mitzugestalten, sondern befanden sich auch oft in Konkurrenz zueinander um ihre Einkünfte, wie Messstiftungen, Opfergaben oder Ablassgelder – ein nicht zu unterschätzendes Konfliktpotential.

Unter den „Mönchshäusern“ nahm das Wittenberger Haus der Antoniter-Brüder zu Lichtenberg / Prettin eine besondere Stellung ein, denn diese errichteten zudem eine Kapelle im Stadtgebiet und

stellten bei der Gründung der Leucorea deren ersten Kanzler. Auch die Bedeutung des Hospital-Ordens im sächsischen Herrschaftsgebiet, der sich ursprünglich den durch das Antonius-Feuer Erkrankten zuwendete ist bisher noch weitgehend unerforscht.

Im Rahmen des Vortrags sollen die aktuellen Erkenntnisse zur Situierung der Wittenberger Antoniter-Niederlassung aufgezeigt und anhand dieses Beispiels auf der Grundlage neuester Befunde die Organisation einer solchen Terminei vor Augen geführt werden. Zudem wird die Rolle des Standorts Wittenberg für den Orden erstmals ausführlicher betrachtet.

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"Friedrich der Weise und seine Residenz in Wittenberg"

Dienstag, den 19. Mai 2010, 19.30 Uhr

Auditorium Maximum der LEUCOREA, in der Collegienstr. 62

Thomas Lang M.A.

Am Dienstag, den 25. Mai 2010 um 19:30 Uhr, wird im Auditorium Maximum der Stiftung LEUCOREA (Collegienstr. 62, Wittenberg) Thomas Lang M.A. (Stiftung LEUCOREA/Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) zum Thema „Friedrich der Weise und seine Residenz in Wittenberg“ referieren. Zu diesem ersten öffentlichen Vortrag der Vortragsreihe „Ernestinisches Wittenberg“ lädt die Stiftung LEUCOREA in Verbindung mit den Städtischen Sammlungen Wittenberg alle Interessierten herzlich ein. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zur Rücksprache mit dem Referenten und anderen Mitarbeitern des Forschungsprojektes „Ernestinisches Wittenberg: Stadt und Universität 1486-1547“.

Luther und Melanchthon mit ihren Wohn- und Tätigkeitsorten stehen in der Lutherstadt Wittenberg heute an erster Stelle der touristischen Attraktionen. Um 1510 zogen das neu erbaute Residenzschloss mit der prunkvollen Schlosskirche und die vom Landesfürsten eingerichtete Universität zahlreiche Fremde unter ihnen auch Luther an. Insofern war die Residenz eine Voraussetzung für die Reformation. Ohne den Fürsten und die Räte, die ihre schützende Hand über den Reformator hielten, hätte es keine Reformation und keine Lutherstadt gegeben. Doch war Wittenberg tatsächlich ständiger Sitz des Ernestiners und seiner Nachfolger, Ort prunkvoller Feste, Sitz der Landesverwaltung und der fürstlichen Räte? Erste Ergebnisse zur Nutzung und Entstehung der Residenz in Wittenberg, sowie weitere Forschungsziele des Projektes „Ernestinisches Wittenberg 1486-1547“ werden im ersten öffentlichen Vortrag der Reihe das „Ernestinischen Wittenberg“ vorgestellt.

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