Vortragsreihe – aus der Forschung 2021/22

 

Reformation und Öffentlichkeit.

Selbstinszenierung – Stilisierung – Memoria

Programmübersicht (Klick auf Link führt zur jeweiligen Vortragsankündigung):

26.10.2021, 19:30 Uhr, Prof. Dr. Stefan Schorch, Zwischen Humanismus und Orientalistik: Die Hebraistik an der Leucorea    

23.11.2021, 19:30 Uhr, Dr. Insa Christiane Hennen, Mühlberg und die bildlichen Folgen   

25.01.2022, 19:30 Uhr, Dr. Marianne Schröter, »… das alle Alten um der Jugend willen leben, sie zu unterweisen und aufzuziehen«. Die Bildungsinitiativen der frühen Reformation [i]

22.02.2022, 19:30 Uhr, Patrick Schiele, M. A., Wie wird man Student der Leucorea? – Zur Wittenberger Universitätsmatrikel und ihrer Benutzung [ii]

29.03.2022, 19:30 Uhr, Dipl. theol. Tilman Pfuch, Der »Sermon von den guten Werken«. Luthers reformatorische Ethik [iii]

19.04.2022, 19:30 Uhr, Thomas Lang, M.A., »»Jeder mit einer Bibel unter dem Arm? – Auf Spurensuche nach Lesern und Besitzern von Lutherbibeln im Wittenberger Umland des 16. Jahrhunderts« [iv]

24.05.2022, 19:30 Uhr, Dr. Anke Neugebauer, Baumeisterbildnisse der Reformationszeit [v]

28.06.2022, 19:30 Uhr, Prof. Dr. Ernst-Joachim Waschke, Der frühe Luther als Bibelwissenschaftler zwischen Humanismus und Reformation [vi]

26.07.2022, 19:30 Uhr, Dr. Marianne Schröter, Reformation und Musik [vii]

 

Alle Vorträge finden im Auditorium maximum der Stiftung LEUCOREA (Collegienstraße 62) statt. Es wird herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.  In Anbetracht der Situation unter den Bedingungen der Corona-Pandemie wird um Anmeldung unter kontakt@leucorea.uni-halle.de gebeten. Die Teilnahmezahl ist auf 60 Personen beschränkt. Es gilt die 2G-Regel.  

 

 


Pressemitteilungen/Vortragsankündigungen

[i]

»… das alle Alten um der Jugend willen leben, sie zu unterweisen und aufzuziehen«

Im Rahmen ihrer öffentlichen Reihe »… aus der Forschung« lädt die Stiftung LEUCOREA am Dienstag, 25. Januar 2022, 19.30 Uhr, zu einem Vortrag in das Auditorium maximum (Collegienstraße 62, 06886 Lutherstadt Wittenberg) ein. Es referiert Dr. Marianne Schröter, evangelische Theologin und Geschäftsführerin der LEUCOREA. Überschrieben ist der Abend mit einem Appell zur Reform des Bildungswesens, den Philipp Melanchthon im Mai 1545 brieflich dem Rat der Stadt Halle zukommen ließ.

Die Initiativen der Wittenberger Reformation zu einer Neuaufstellung von Unterricht und Studium zählen zu den Arbeitsfeldern, die gesellschaftlich besonders wirkmächtig geworden sind. Neben Martin Luthers bildungspolitischen Schriften aus den Jahren 1520er Jahren, ist es vor allem das Werk seines Kollegen und Weggefährten Philipp Melanchthon, das seinem Autor schon zu Lebzeiten den Ehrennamen ›Lehrer Deutschlands‹ eingebracht hat. Für den humanistisch-reformatorischen Bildungsaufbruch, die Universitätsordnungsreformen für Wittenberg und anderenorts, die Gründung von Universitäten, etwa in Marburg oder Jena, und die Einrichtung neuer Schulen wie in Nürnberg war er erste Ansprechperson – und dies europaweit. Umfangreiche Korrespondenzen mit dem gesamten Gebiet des Alten Reiches, aber auch mit Dänemark und England, Ungarn, Siebenbürgen und sogar Portugal sind überliefert. Nicht zuletzt haben seine Schüler die neuen Ideen zu Unterricht und Erziehung in ihre Herkunftsländer und ‑gegenden getragen und dort im Sinne ihres Wittenberger Lehrers gewirkt.

Der Vortrag, zu dem herzlich eingeladen wird, wird diesen und weiteren Aspekten der bildungstheoretischen und pädagogischen Arbeit der Wittenberger Reformatoren nachgehen sowie wichtige Publikationen aus ihrer Hand vorstellen. In Anbetracht der Situation unter den Bedingungen der Corona-Pandemie wird um Anmeldung unter kontakt@leucorea.uni-halle.de gebeten. Die Teilnahmezahl ist auf 60 Personen beschränkt. Es gilt die 2G-Regel.

 

[ii]

Wie wird man Student der Leucorea? – Zur Wittenberger Universitätsmatrikel und ihrer Benutzung

Die Stiftung LEUCOREA lädt herzlich ein zu einem nächsten Abend ihrer öffentlichen Reihe »…aus der Forschung« am Dienstag, 22. Februar 2022, 19.30 Uhr, in das Auditorium maximum des Fridericianums (Collegienstraße 62, 06886 Lutherstadt Wittenberg). Es referiert Patrick Schiele M.A., wissenschaftlicher Mitarbeiter an der LEUCOREA mit den Schwerpunkten Universitäts- und Bildungsgeschichte.

Anziehungskraft und Einflussbereich der Wittenberger Universität lassen sich in der Frühen Neuzeit auch an der großen Zahl ihrer Universitätsbesucher ablesen. Diese machten die kursächsische Landesuniversität über lange Zeit zu einer der frequenzstärksten Universitäten im deutschsprachigen Raum. Allein für die ersten eineinhalb Jahrhunderte nach der Universitätsgründung 1502 sind rund 64.000 Personen unterschiedlicher regionaler und sozialer Herkunft in den Wittenberger Matrikeln verzeichnet. Wer waren diese Personen? Welche Gründe bewogen sie zu einem Besuch der Universität? Und wie wurde man eigentlich Student der Leucorea? Bei der Beschäftigung mit diesen und weiteren Fragen zeigt sich, was die Untersuchung von frühneuzeitlichen Universitätsmatrikeln leisten beziehungsweise nicht leisten kann sowie welche Perspektiven neuere personengeschichtliche Forschungsprojekte und -datenbanken bieten.

Der Vortrag wird diesen und weiteren Aspekten der Matrikelforschung nachgehen und auch ausgewählte Bildungsbiographien vorstellen. In Anbetracht der Situation unter den Bedingungen der Corona-Pandemie wird um Anmeldung unter kontakt@leucorea.uni-halle.de gebeten. Die Teilnehmerzahl ist auf max. 50 Personen beschränkt. Es gilt die 2G-Regel.

 

[iii]

Der »Sermon von den guten Werken«. Luthers reformatorische Ethik

Im Rahmen ihrer öffentlichen Reihe »… aus der Forschung« lädt die Stiftung LEUCOREA am Dienstag, 29. März 2022, 19.30 Uhr, zu einem Vortrag in das Auditorium maximum (Collegienstraße 62, 06886 Lutherstadt Wittenberg) ein. Es referiert Dipl. theol. Tilman Pfuch, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung mit dem Schwerpunkt Universitätsgeschichte.

Wann ist eine Tat eine gute Tat? Diese Frage stellte Luther 1520 vor dem Hintergrund seiner reformatorischen Einsichten und entwickelte in Auslegung der Zehn Gebote eine Antwort, die mit den Konventionen und Überzeugungen der Zeit brach. Seine Zeitgenossen waren von den Überlegungen des Reformators so begeistert, dass sie mehrere Auflagen des Büchleins in kurzer Zeit restlos aufkauften. Die Publikation des »Sermons von den guten Werken« bildete somit einen ersten schriftstellerischen Höhepunkt Luthers vor den noch im selben Jahr erscheinenden drei sogenannten »reformatorischen Hauptschriften« (»Von der Freiheit eines Christenmenschen«; »An den christlichen Adel deutscher Nation«; »Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche«). Auch wenn letztere auf lange Sicht als bedeutendere Werke Luthers wahrgenommen wurden, so legte der Wittenberger Reformator im Sermon doch den Grundstein für eine eigene evangelische Ethik. Seine kurze Schrift bot aber nicht nur herausfordernde Einsichten für seine Zeitgenossen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass auch aus unserer heutigen Perspektive überraschende Entdeckungen möglich sind.

Der Vortrag wird sich deshalb nicht nur Entstehung und Inhalt der Schrift widmen, sondern auch ihre gesellschaftliche und kirchliche Bedeutung nachzeichnen.

In Anbetracht der Situation unter den Bedingungen der Corona-Pandemie ist die Teilnahmezahl auf 60 Personen beschränkt. Es gilt die 3G-Regel.

 

[iv]

»Jeder mit einer Bibel unter dem Arm? – Auf Spurensuche nach Lesern und Besitzern von Lutherbibeln im Wittenberger Umland des 16. Jahrhunderts«

Im Rahmen ihrer öffentlichen Reihe »… aus der Forschung« lädt die Stiftung LEUCOREA am Dienstag, 19. April 2022, 19.30 Uhr, zu einem Vortrag in das Auditorium maximum (Collegienstraße 62, 06886 Lutherstadt Wittenberg) ein. Es referiert Thomas Lang M.A., langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung. Das ursprünglich angekündigte Thema zum Allerheiligenstift wird zur oben genannten Fragestellung variiert.

Auf dem Wormser Reichstag von 1521 hatte sich Martin Luther auf zwei Dinge berufen: Sein Gewissen und die Heilige Schrift.

Sofort nach seiner Inobhutnahme auf der Wartburg machte er sich daran, das Neue Testament als Teil der Schrift auch für Laien zugänglich zu machen. Luthers Übersetzung des Neuen und später des Alten Testamentes waren die Grundlage und Erkennungsmerkmal der neuen Konfession.

Angesichts dieser Tatsache verwundert es, dass insbesondere für die Jahre vor 1550 kaum sichere Daten über den Bibelbesitz der Bevölkerung zu erhalten sind. Der Historiker Hartmut Lehmann formulierte im Rückblick auf das Lutherjubiläum von 2017: »Wie aber stand es – und zwar in Stadt und Land, in den Familien wohlhabender Bürger und anderswo – mit dem Bibelbesitz in den Jahrzehnten nach 1522? Auch bei dieser Frage käme es darauf an, wohlgemeinte Generalisierungen durch umfassende und präzise Analysen zu ersetzen.«

Verschiedene Wege zu solchen systematisch gewonnenen Erkenntnissen und erste Ergebnisse werden im Vortrag vorgestellt.

Auf der Grundlage des Hausrechts wird um das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes in den öffentlichen Bereichen der Stiftung gebeten. Zu dem Vortrag wird herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

 

[v]

In ihrer Reihe »Vorträge aus der Forschung«, die in dieser Saison dem Thema »Reformation und Öffentlichkeit. Selbstinszenierung – Stilisierung – Memoria« verpflichtet ist, lädt die Stiftung LEUCOREA am Dienstag, 24. Mai 2022, 19.30 Uhr, zu einem Vortrag in das Auditorium maximum (Collegienstraße 62, 06886 Lutherstadt Wittenberg) ein. Dr. Anke Neugebauer, langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung referiert über »Baumeisterbildnisse der Reformationszeit«.

Zu den wichtigsten Selbstzeugnissen mittelalterlicher Architekten gehören Baumeisterbildnisse, mit denen die damals Werkmeister Genannten ihre Schöpfungen signierten. Mit dieser Art Künstlersignatur, zu denen auch Bauinschriften und Steinmetzeichen in Wappenschilden gehörten, stellte der steinmetzisch ausgebildete Meister zugleich seine bildhauerischen Fähigkeiten unter Beweis. Die frühesten, jedoch noch recht seltenen Beispiele im deutschen Sprachraum entstanden im ausgehenden 12. Jahrhundert. Bei diesen Bauplastiken handelt es sich zumeist um kleine Konsolfiguren oder Büsten, die an unauffälligen Orten, wie Gewölbeanfängern oder -rippen, angebracht wurden. Dies änderte sich mit dem Renaissancehumanismus und Albrechts Dürers ersten autonomen Künstlerportraits um 1500. Baumeisterbildnisse wurden nunmehr in szenische Darstellungen moralisierenden Inhalts eingebettet oder prangten in großen Medaillons im Zentrum prachtvoller Renaissancefassaden. Die mit der Reformation einsetzenden, tiefgreifenden religiösen Veränderungen nutzten einige Baumeister, um ihren konfessionellen Standpunkt auch in ihren Bildnissen zu verdeutlichen. Nur sehr wenige Beispiele dieser Art sind bislang bekannt. Einige dieser in Stein gemeißelten ›Bekenntnisse zur Reformation‹, die unter anderem auch von in Wittenberg tätigen Werkmeistern geschaffen wurden, stehen im Fokus der Darstellung.

Zum Vortrag wird bei freiem Eintritt herzlich eingeladen. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist die Platzzahl beschränkt.

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