Forschung: Melanie Sterba

Kritik der Liebe

 

In den letzten Jahren lässt sich ein wachsendes Interesse am Begriff der Liebe in der Philosophie feststellen, dass sich auch an einer Reihe von Veröffentlichungen insbesondere in den letzten 30 Jahren nachweisen lässt.
Die Untersuchung des Liebesbegriffs erfolgt hierbei, je nachdem in welcher (philosophischen) Tradition sich die Autor_innen verorten, nach zweierlei methodischen Ausgangspunkten: entweder wird Liebe in der „Natürlichkeit“ des Menschen verortet (hier werden häufig entweder evolutionär-anthropologische, hormonelle oder neurologische Erklärungsansätze hinzugezogen) oder Liebe wird in der „Kulturalität“ des Menschen begründet (hier kommen häufig (entwicklungs-)psychologische oder soziologische Erklärungsansätze hinzu).
In neuesten Untersuchungen wird der Fokus erweitert. Liebe soll nicht nur ein im Individuum angesiedeltes Gefühl oder eine Emotion sein, sondern als etwas verstanden werden, das zwischen Personen stattfindet – eine Art soziale Beziehungen zu gestalten, bzw. Liebe soll selbst als soziale Beziehungsform untersucht werden. Hierbei stellt sich z.B. die Frage, wie sich Liebe von anderen sozialen Beziehungsformen, etwa Anerkennungsbeziehungen unterscheidet oder was sie gemeinsam mit diesen hat.
Was auffällig bei der Lektüre der Literatur zum Begriff der Liebe in der Philosophie ist, ist der weitgehende Verzicht einer Reflexion auf den Kontext dieses Tuns (bestehende Machtverhältnisse, kulturelle Kontexte), die Sozialisierung der Personen (Geschlecht und Klassenzugehörigkeit) und die kritische Reflexion auf (philosophie-historische) Quellen. Ich möchte daher in meiner Arbeit zeigen, dass bisherige Untersuchungen zum Begriff der Liebe zu wenig auf die Klassenzugehörigkeit und das Geschlecht der in den Untersuchungen beschriebenen Liebenden reflektieren. Ausserdem soll die Arbeit ein Bewusstsein dafür schaffen, dass bisherige Untersuchungen zu wenig auf die Kontexte ihrer eigenen Voraussetzungen reflektieren (Klassenzugehörigkeit und Geschlecht der Autor_innen der herangezogenen Quellen). Letztlich möchte ich prüfen, ob die als „allgemein“ vorgestellten Begriffe oder Konzepte von Liebe Gefahr laufen, nur die Allgemeinheit einer bestimmten Klasse zu meinen.

Curriculum vitae

Akademischer Werdegang
- Bachelorstudium der Sozialwissenschaften und Philosophie an der Universität Leipzig. Kernfach: Philosophie; Thema der Abschlussarbeit: Der Begriff der Entfremdung in der philosophischen Tradition; Gutachter: Prof. Dr. Pirmin Stekeler-Weithofer und Dr. Thomas Wendt
- Masterstudium der Philosophie an der Universität Leipzig, Thema der Abschlussarbeit: Die Bedeutung des Begriffs der Nächstenliebe für eine Theorie der Anerkennung; Gutachter: Prof. Dr. Henning Tegtmeyer und Dr. Thomas Wendt
- Promotionsstudium im Fach Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Rahmen des Graduiertenkollegs Kulturelle Wirkungen der Reformation

Berufliche Tätigkeiten
- SHK am Institut für Philosophie der Universität Leipzig (2010/11)
- WHK am Institut für Philosophie der Universität Leipzig (2011-14)

Lehrerfahrungen
- Seminar/Lehrauftrag des Instituts für Theaterwissenschaften der Universität Leipzig zu Ernst Bloch: „Wunschbilder im Spiegel. Dramaturgie zu einer Ästhetik des Vorscheins.“ (Sommersemester 2015)
- Tutorium „Textverstehen“ (Wintersemester 2013/14)
- Tutorium „Präsentieren“ (Sommersemester 2013)
- Tutorium „Textverstehen“ (Wintersemester 2012/13)
- Tutorium „Schreibwerkstatt“ (Sommersemester 2012)
- Tutorium „Textvertstehen“ (Wintersemester 2011/2012)
- Tutorium „Einführung in die theoretische Philosophie“ (Wintersemester 2010/2011)

Vorträge
- „Jesus Christus zwischen Symbol und Wirklichkeit“: DoktorandInnen-Seminar Schelling – Mythos – Kairos. Zur Schellingrezeption Paul Tillichs. (Dozenten: Prof. Dr. Steffen Dietzsch, Dr. Thomas Wendt) (2016)
- „Warum Liebe nicht immer weh tut – eine theistische Kritik an Eva Illouz‘ Untersuchung zur romantischen Liebe in der Moderne“: Jährliche Sitzung der Reformationsgeschichtlichen Sozietät und des Graduiertenkollegs Kulturelle Wirklungen der Reformation der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (2015)
- „On the Importance of Love for Ethical Life“: Internationaler Workshop zu Robert Stern: Understanding Moral Obligation (2013)