Auf Ausgrabungen in Wittenberg werden immer wieder viele Ofenkacheln geborgen. Auf den Reliefs von Kacheln des 16. Jahrhunderts ist bei den weiblichen Motiven eine deutliche Veränderung gegenüber der Gotik zu beobachten. Die dargestellten Frauen stammen jetzt nicht nur öfter aus einem anderen, nicht mehr religiösen sondern weltlichen oder mythologischen Themenkreis, sondern weisen häufig eine erotische Freizügigkeit in der Darstellung auf, die durch den thematischen Kontext zunächst nicht begründet scheint.
Im Vortrag soll den dafür verantwortlichen Ursachen nachgegangen werden, besonders den künstlerischen Vorlagen in Grafik und Malerei.
Neben der für das 16. Jahrhundert wichtigen, oft derben Genremalerei ist das vorrangig die in Wittenberg so produktive, für ihre weiblichen Aktgemälde berühmte Cranachwerkstatt. Auch zeitgenössische Entwicklungen der Kleidermode als Ausdrucksmöglichkeiten der Frau werden kurz gestreift. Ebenso wird die Lebenssituation von Frauen, welche im Zusammenhang mit der Reformation großen Veränderungen unterworfen war, vorrangig am Beispiel Wittenbergs in den Blick genommen. Entsprach die Lebenswirklichkeit, besonders im Ausleben von Sexualität, in irgendeiner Weise den zunehmend freizügigeren Darstellungen des weiblichen Geschlechts in der Kunst resp. auf Reliefkacheln?
LEUCOREA, Stiftung öffentlichen Rechts an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Frau Dr. Marianne Schröter
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Referent: Dr. Ralf Kluttig-Altmann