Kurfürst Friedrich III., auch „Der Weise“ genannt, gründete 1502 in Wittenberg die kursächsische Landesuniversität, die unter dem Namen LEUCOREA („leukos oros“ = griechisch „weißer Berg“ in Anlehnung an den Namen der Stadt Wittenberg) weltweit bekannt geworden ist.
Nach Erteilung des Privilegs am 6. Juli 1502 durch König Maximilian I. wurde sie am 18. Oktober 1502 feierlich eröffnet. Gründungsrektor war Martin Pollich von Mellerstadt, der Leibarzt des Kurfürsten. Da die päpstliche Bestätigung erst 1507 erfolgte, handelt es sich um die erste landesherrliche Universitätsgründung in Deutschland. Der Studienbetrieb begann mit 416 Studenten in Räumen des Augustiner- und des Franziskanerklosters. Der erste Universitätszweckbau, das Collegium Fridericianum, wurde 1503/04 durch den Baumeister Konrad Pflüger errichtet.
Neben vielen bedeutenden Gelehrten in den unterschiedlichen Fakultäten war es vor allem Martin Luther, der seit 1512 hier wirkte. Ein Ort der Weltgeschichte wurde die LEUCOREA, als er 1517 mit seinen 95 Thesen zum Ablass die Reformation einleitete und damit Wirkungen entfaltete, die bis in die Gegenwart reichen. Mit der Berufung des 21-jährigen Philipp Melanchthon zum Professor für Griechische Sprache, der schnell zum engen Freund und theologischen Vertrauten Luthers wurde, gewann die junge Universität zusätzliche Bedeutung. Schon mit seiner Antrittsvorlesung 1518 initiierte er eine umfassende Universitätsreform, die die enge Verbindung von Humanismus und Wittenberger Reformation zum Ausdruck brachte. Nicht zuletzt deshalb konnte Wittenberg zwischen 1530 und 1620 zur meistbesuchten Universität des Reiches werden.
Etwa zwei Jahrhunderte später, 1694, gründete Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, der spätere König Friedrich I. in Preußen, in Halle eine Universität, die den zeitgenössisch bedeutenden geistigen Strömungen, Pietismus und Aufklärung — verkörpert in August Hermann Francke, Christian Thomasius und Christian Wolff —, verpflichtet war. Als Reformuniversität war sie im 18. Jahrhundert die höchstfrequentierte Alma mater im deutschsprachigen Raum.
Beide Universitäten, die LEUCOREA und die Fridericiana, erlebten während der Napoleonischen Zeit schwere Erschütterungen. Nach der Angliederung Wittenbergs an Preußen wurden die Wittenberger und die hallesche Hochschule 1817 zur Vereinigten Friedrichs-Universität am Standort Halle zusammengeführt. Seit 1933 trägt sie den Namen Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Die Situation in der Stadt Wittenberg änderte sich dadurch wesentlich. Das Fridericianum wurde zur Kaserne umgebaut und später für Wohnzwecke genutzt. Dem neugegründeten Evangelischen Predigerseminar wurde das Augusteum als Unterrichtsort zugewiesen.
Die wiedergewonnene akademische Freiheit nach 1990 ließ den Gedanken reifen, in Wittenberg wieder eine universitäre Einrichtung zu gründen, die aufgrund der gemeinsamen Tradition eng an die hallesche Universität angebunden sein sollte. So wurde mit Landtagsbeschluss vom 1. April 1994 die LEUCOREA als Stiftung öffentlichen Rechts an der Martin-Luther-Universität ins Leben gerufen. Die feierliche Eröffnung fand am 31. Oktober 1995, noch während der langwierigen Sanierung des Nachfolgegebäudes des historischen Fridericianums, statt. Die bauliche Umgestaltung wurde 2001 mit der Eröffnung des Stipendiatenhauses abgeschlossen.
1502 | Gründung der kursächsischen Landesuniversität LEUCOREA durch Kurfürst Friedrich III. |
1512 | Martin Luther wird Professor für Theologie in Wittenberg |
1517 | Luther leitet mit seinen 95 Thesen zum Ablass die Reformation ein |
1518 | Philipp Melanchthon wird Professor an der LEUCOREA |
1694 | Gründung der Reformuniversität Fridericiana in Halle |
1817 | Gründung der Vereinigten Friedrichs-Universität Halle–Wittenberg (seit 1933 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) |
1994 | Initiierung der Stiftung LEUCOREA am historischen Ort |
1995 | feierliche Eröffnung der LEUCOREA |