LEUCOREA, Stiftung öffentlichen Rechts an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Es spricht die renommierte Kirchen- und Reformationshistorikerin Dorothea Wendebourg (Professorin em. an der Humboldt-Universität Berlin).
Dorothea Wendebourg hat sich immer wieder mit Luthers Haltung gegenüber den Juden auseinandergesetzt. Sie wird frühe Schriften des Reformators, in denen er ein friedliches und faires Zusammenleben von Juden und Christen forderte, ebenso beleuchten wie die antijudaistischen Texte seiner späteren Jahre, auf die sich dann auch die Nationalsozialisten beriefen, um ihren Antisemitismus zu rechtfertigen.
Der Vortrag ist der erste einer vierteiligen Reihe, die in diesem Jahr zu einer wissenschaftlich fundierten Auseinandersetzung mit diesem schwierigen Themenkomplex beitragen soll. Anlass sind die im vergangenen Jahr teilweise sehr emotional geführten Diskussionen und die damals erhobene Forderung, das mittelalterliche, antijudaistische Relief von der Südfassade der Stadtkirche abzunehmen. Dieser „Stein des Anstoßes“ ist seit 1988 Teil des Mahnmals, das auf den nationalsozialistischen Völkermord als Tiefpunkt deutscher Judenfeindlichkeit hinweist. Die im Spätmittelalter geläufige drastische Darstellung von Juden zusammen mit einer Sau, einem für Juden unreinen Tier, kann nur in ihren baulichen, künstlerischen und (kultur-)historischen Zusammenhängen verstanden werden.
Der Eintritt ist frei.