Forschung: Arne Lademann

Die Lutherdeutung Emanuel Hirschs

 

Emanuel Hirsch (1888-1972) gehört zweifelsohne zu den umstrittensten Theologen des 20. Jahrhunderts. Die Scharfsinnigkeit seiner Zeitdiagnosen und der Versuch, den christlichen Glauben für modernes Wahrheitsbewusstsein dialogfähig zu machen sind bemerkenswert, aber nicht zu übersehen ist auch die Unerbittlichkeit, mit der Hirsch als überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus in Erscheinung trat.
Den massivsten Einschlag für sein eigenes Denken hatte Hirsch durch seinen Lehrer Karl Holl der Begegnung mit dem theologischen Werk Martin Luthers zu verdanken. Der Gottesglaube des Wittenberger Reformators und dessen theologische Denkfiguren bilden für Hirsch einen bleibenden Maßstab, Gestalt und Vollzug evangelischer Frömmigkeit im 20. Jahrhundert im Rahmen einer groß angelegten Diagnose von Gesellschaft und Geschichte neu zu beleben.
Dieses Anliegen soll in einer Arbeit über die Lutherdeutung Emanuel Hirschs näher beleuchtet werden. Es geht um die Offenlegung seines konstruktiven Charakters und der darin mitschwingenden zeit- und geistesgeschichtlichen Prämissen. Vom Früh- bis zum Spätwerk hin zeigt sich bei Hirsch ein sichtbares Mühen darum, einen Kern in Luthers Religion und Denken zu fassen, der den Horizont des 16. Jahrhunderts überdauert.
Ein solches Mühen ist jedoch, wie man bei Hirsch sehen kann, kein Freispruch, wenn es darum geht, die Zeichen der eigenen Zeit zu deuten. Meine Arbeit versucht, die toxische Fundgrube, die uns dieser Autor hinterlassen hat, angemessen auszuschöpfen und auszuwerten.

Curriculum vitae

Biographie
- 2004-2012: Studium der Evangelischen Theologie und Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- 2012: Erstes Kirchliches Examen in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands
- 2012-2014: Beschäftigung als Wissenschaftliche Hilfskraft an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig (LS Rochus Leonhardt); mehrere Lehrveranstaltungen in Leipzig und Lehrauftrag (2012/13) an der MLU Halle-Wittenberg

Veröffentlichungen
- Erich Rothackers Theorie des kulturellen Bewusstseins (in Vorbereitung)

Gehaltene Vorträge
- Die Lutherdeutung Emanuel Hirschs. Ihr Verhältnis zu Karl Holl und erste werkgeschichtliche Überlegungen (Tagung in Osnabrück, 12.-13. März 2015: Religiöse Rede im Angesicht der Moderne. 50 Jahre ‚Predigerfibel’ von Emanuel Hirsch)

Mitgliedschaften
- seit 2012: Internationale Schleiermacher-Gesellschaft

Preise, Auszeichnungen, Förderungen
- Mai 2003: erster Preis im landesweiten Latein-Wettbewerb Certamen Franckianum in Halle in Form eines Stipendiums der Studienstiftung des deutschen Volkes, dort Stipendiat vom WiSe 2004/05 bis Dezember 2010
- Oktober 2012: Auszeichnung der Diplomarbeit durch den Freundeskreis der Theologischen Fakultät Halle

Arne Lademann