„…als hätte man allein alle Weißheit mit Leffeln gegessen und verschlucket.“ Wittenberger Autorität zwischen Priestertum aller Getauften und hoher Amtstheologie.

Datum/Zeit
28.11.2017    
19:30–21:00
Veranstaltungsort
LEUCOREA, Auditorium maximum
Collegienstraße 62, Lutherstadt Wittenberg, 06886
Kategorien

LEUCOREA, Stiftung öffentlichen Rechts an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Frau Dr. Marianne Schröter
Collegienstraße 62
06886 Lutherstadt Wittenberg

marianne.schroeter@leucorea.uni-halle.de
03491 466100

Es spricht der Theologe Tilman Pfuch, Mitarbeiter des Forschungsprojekts Ernestinisches Wittenberg, über das zwiespältige Amtsverständnis der lutherischen Kirche im nachreformatorischen Jahrhundert.

Die Frage nach dem Priesteramt ist noch immer umstritten in der ökumenischen Debatte zwischen lutherischer und römisch-katholischer Kirche. Sie ist auch einer der Differenzpunkte, die einer gemeinsamen Abendmahlsfeier im Weg stehen. Dabei ist die theologische Wertung des Amtes in der lutherischen Kirche selbst ambivalenten Tendenzen unterworfen. Bis in moderne theologische Debatten stehen Ansätze, die eine Reduktion auf funktionale Aspekte im Blick haben, anderen gegenüber, welche das Amt als von Gott gestiftete, der Gemeinde gegenüberstehende Heilsordnung einordnen. Diese Unentschiedenheit zeigt sich seit den Anfängen der reformatorischen Bewegung: Während Luther in seinen Frühschriften die Ausübung gemeindeleitender Aufgaben als wählbaren, schlicht notwendigen Dienst einordnen konnte, führten ihn spätere Auseinandersetzungen dazu, für das Predigtamt eine besondere geistliche Würde zu fordern. Folgerichtig bildeten sich im Bereich der Lutherischen Kirchen schnell Hierarchien aus, die die Vorrangstellung der theologisch gebildeten Lehrer zementierten.

 

Tilman Pfuch geht der Frage nach, wie die Angehörigen der Wittenberger Theologischen Fakultät als Vertreter der theologischen Führungsschicht sich in der zweiten Hälfte des 16. und im beginnenden 17. Jahrhundert mit diesen widerstreitenden Vorstellungen auseinandersetzten und welche Strategien sie ausübten, um diese zu begründen. Dazu wird bisher nicht untersuchtes Quellenmaterial in den Blick genommen, in welchem sich die Theologische Fakultät gutachterlich zu kirchenleitenden Fragestellungen äußert, sowie ein durchgehender Bezug zu Luther und den Gegebenheiten in Wittenberg gegeben.

 

Der Eintritt ist frei!