Politischer Protestantismus. Diesseits von Sieger- und Katastrophengeschichte
Everhard Holtmann und Christian Senkel
Dienstag, 8. August 2017, Leucorea, Seminarraum 6
14.30–15.15 Uhr Arnulf von Scheliha: Der politische Protestantismus zwischen Populismus und parlamentarischer Demokratie
15.30–16.15 Uhr Yuri Ivonin: From Reformation to Confessionalization. England and Dukes of Saxony in 1555-1560
16.30–17.15 Uhr David W. Hall: Calvin, Calvinism, and the Trajectory of Republicanism. A Reception History
17.30–18.15 Uhr Andreas Suchanek: Die Idee eines ethischen Kompasses
Mittwoch, 9. August 2017, Leucorea, Seminarraum 6
14.30–15.15 Uhr Pietro Stori: Reformation und Staat bei Hegel
15.30–16.15 Uhr Laura Achtelstetter: Protestantismus und preußischer Altkonservatismus
16.30–17.15 Uhr Arne Lademann: Theologiegeschichtliche Abgrenzungen und sozialethischer Neuaufbruch. Emanuel Hirschs frühe Parteinahme für Luthers Rechtfertigungslehre
Donnerstag, 10. August 2017, Leucorea, Seminarraum 6
14.30–15.15 Uhr Simon Kerwagen: Theologie der Revolution? Geschichts-, Gesellschafts- und Reformationsdeutung im Umfeld der 68er Jahre
15.30–16.15 Uhr Alf Christophersen: Die Leistungskraft des Protestantismus im Gefüge einer Politischen Ethik der Weltreligionen
16.30–17.15 Uhr Verena Schneider: Wirkungen des Protestantismus auf Einstellungen und Wertorientierungen. Ein Vergleich der Entwicklungen in den USA und in Deutschland
Die politischen Selbstverständnisse im Protestantismus umfassen ein weites Spektrum. Kirchlich und gesellschaftlich sind bis heute Überzeugungen wirksam, die den Protestantismus politisch-ethisch zuspitzen und mit einer Vielfalt von verfassungs-, staats- und parteipolitischen Präferenzen sowie Gesellschaftskonzepten verbinden. Diese Überzeugungen und Praxen haben eine Neigung zur Symbolpolitik, deren Verhältnis zu protestantischen Kernüberzeugungen die Sektion erfragen will. Die Frage danach ist bedeutsam, da die Entstehung der politischen Moderne alles andere als direkt von der Reformation zum demokratischen Verfassungsstaat führt.
Die Sektion beabsichtigt eine theoretisch-distanzierende Beschreibung des politischen Protestantismus. Jede darauf bezogene Wissenschaft ist jedoch mit einer eigenen Deutungsgeschichte des politischen Feldes konfrontiert. So berufen sich bereits seit dem 18. Jahrhundert antagonistische Positionen auf die Reformation, um jeweils Theoreme und Praxen als Fortsetzungen und Erfüllungen der Reformation zu proklamieren oder zu etablieren. Um der analytischen Resistenz gegenüber solchen normativen Implikationen (und ›Wirkungsbehauptungen‹) willen wäre nach Verfahren zu fragen, welche die Verstrickungen von Religion und Theologie mit dem Politischen zu entwirren erlauben, ohne in extreme Varianten einer normativen Sieger- oder Katastrophengeschichte des Protestantischen in der politischen Moderne zu verfallen.
Stand: 14.7.2017