Kulturelle Wirkungen der Reformation: Sektion II.7

Reformation und Reformatoren in jüdischer Rezeption

Giuseppe Veltri und Jacob Wright

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Mittwoch, 9. August 2017, Leucorea, Seminarraum 8

16.30–17.15 Uhr Matthias Morgenstern: Martin Luther und die Kabbala

17.30–18.15 Uhr Gianfranco Miletto: Die Hebraistik in Wittenberg (1502-1813). Andreas Sennert (1606-1689), Theodor Dassov (1648–1721) und Christoph Wichmannshausen (1663-1729)

 

Donnerstag, 10. August 2017, Leucorea, Seminarraum 8

14.30–15.15 Uhr Haim Mahlev: A Jewish Luther? Spinoza in Berthold Auerbach’s Spinoza

15.30–16.15 Uhr Mordechai Zalkin: Sola [Enlightened] Scriptura. The Cultural Impact of the Reformation on the Enlightened Jewish Education Thought in 19th Century Eastern Europe

16.30–17.15 Uhr Libera Pisano: The Roots of German Philosophy. Heinrich Heine’s Reading of Martin Luther

17.30–18.15 Uhr Guido Bartolucci: Jewish Thought vs. Lutheran Aristotelism. Johannes Frischmuth (1619-1687), Jewish Philosophy and the Principle of Non-Contradiction

 

Die ältere Kultur- und Religionshistorie des Judentums hat die Reformation als innerchristliche Streitigkeit eingestuft, mit kaum relevanten, geschweige positiven Konsequenzen für Juden. Demnach standen diese zwischen den christlichen Konfessionen als Minderheit, von der Christenheit zwar als von Gott ausgewähltes Volk angesehen, wegen des Widerstandes gegen eine Konversion jedoch als starrsinnig und perfid beschimpft. Ein Nutzen durch die reformatorische Freiheitsbewegung ist demnach ausgeblieben.

Ein wegweisend neues Bild kam durch Hayyim Hillel Ben-Sasson 1971 ans Licht. Der israelische Historiker sammelte Stellungnahmen jüdischer Gelehrten des 16. und 17. Jahrhunderts zur Reformation. Die jüdische Rezeption der Reformation gewinnt damit an Relevanz, weil sie ein breites Spektrum an Urteilen enthält, die neben enttäuschter Hoffnung auf eine Befreiung vom kirchlichen Antijudaismus auch begeisterte Aussagen zum Ausdruck bringen.

Eindeutig ist die Nachwirkung der Reformation im Reformjudentum, jener politischen und religiösen Bewegung des 19. Jahrhunderts, die sich protestantischer Errungenschaften und Topoi bedient. Unter der Voraussetzung der bürgerlichen Emanzipation und der – eingeschränkten – Teilhabe der Juden am öffentlichen Leben werden im modernen jüdischen Selbstverständnis Reformationsideen übernommen. Sie geben bis heute Anlass zu innerjüdischem Streit.

Es sind Beiträge willkommen, die die Reaktion der Juden im 16.-17. Jahrhundert auf Luther und die Reformation thematisieren, sowie Beiträge zu den polaren Sichtweisen auf Luther und die Reformation seit dem 18. Jahrhundert bis in die Moderne (Ludwig Geigers Reformationskritik, Luthers Vorbildfunktion für Leopold Zunz etc.).

Stand: 8.6.2017

Kulturelle Wirkungen der Reformation

7. bis 11. August 2017

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