Kulturelle Wirkungen der Reformation: Sektion III.9

Protestantische Minderheiten im Spannungsfeld politischer, sozialer und wirtschaftlicher Veränderung

Miriam Rose und Klaus Fitschen

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Dienstag, 8. August 2017, Leucorea, Seminarraum 7

14.30–15.15 Uhr Christine Kooi: A Minority among Minorities. Calvinists in the Dutch Republic

15.30–16.15 Uhr Lubina Mahling: Die Reformation und die Sorben. Verschriftlichung – Alphabetisierung – Pluralisierung

16.30–17.15 Uhr Florian Tropp: Die Salzburger Exulanten als Beispiel für das transnationale Wirken protestantischer Netzwerke im 18. Jahrhundert

17.30–18.15 Uhr Rainer Kobe: Kirchenzucht als politisches Führungsmittel. Die Handhabung der ›Regel Christi‹ bei den Hutterischen Brüdern

 

Mittwoch, 9. August 2017, Leucorea, Seminarraum 7

14.30–15.15 Uhr Andrea Strübind: Die Entdeckung des Einzelnen. Freikirchliche Perspektiven

15.30–16.15 Uhr Veronika Albrecht-Birkner: »Alles hat am Ende sich gelohnt«? Protestantische Auseinandersetzungen mit dem sozialistischen Menschenbild in der DDR

 

Typisch für den Protestantismus ist, dass seine Geschichte und Gegenwart da, wo er eine Minderheit darstellt, ganz anders zu beschreiben sind als da, wo er sich in einer konfessionellen oder religiösen Mehrheitsposition befand oder womöglich immer noch befindet. Diese Minderheitenexistenz darf – selbst wenn man sich nicht explizit des Konfessionalisierungsparadigmas bedient – nicht nur unter religiösen Gesichtspunkten beschrieben werden, sondern dies muss auch unter politischen, sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten geschehen. Während dies eher die von außen einwirkenden Rahmenbedingungen betrifft, ist die Frage nach den kulturellen Wirkungen des Minderheitenprotestantismus eine die innere Gestalt und die eigene Identitätsbeschreibung betreffende: Religiöse Mündigkeit als Grund der Gewissensfreiheit, das Weitertragen eines besonderen evangelischen Ethos und die Nähe zu Aufklärung und Moderne werden gern genannt und in protestantischen Museen dokumentiert. Wie tragfähig diese Erzählung in der Gegenwart ist und ob sie historisch auch »stimmt«, ist aber eine wesentliche Frage. Gefragt werden könnte darum auch nach Netzwerken innerhalb und zwischen den Minderheiten (etwa durch Briefe, persönliche Kontakte und Studienaufenthalte) und danach, ob protestantische Minderheiten in ihren Mehrheitsgesellschaften auch eine spezifische Funktion in kultureller, sozialer oder anderer Hinsicht erfüllten. Gefragt werden könnte auch, wo denn die Kontaktlinien zwischen Mehrheit und Minderheit verliefen, wo es also nicht nur Abgrenzung, sondern auch Transfer gab. Letztlich stellt sich die Frage, ob eine selbstbewusste Minderheitenexistenz nicht das Grundmodell einer protestantischen Existenz in Europa ist.

Stand: 11.7.2017

Kulturelle Wirkungen der Reformation

7. bis 11. August 2017

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