13. Internationaler Kongress für Lutherforschung: Seminar 25

Wolfgang Thönissen und Pater Augustinus Sander OSB
Katholische Wahrnehmung Luthers
The catholic perceptions of Luther

Die katholische Lutherforschung hat im zwanzigsten Jahrhundert bedeutende Beiträge zur reformationsgeschichtlichen Forschung beisteuern können. Hier sei nur erinnert an Joseph Lortz, Erwin Iserloh, Otto Hermann Pesch und Vinzenz Pfnür. Es ist die nicht geringe Leistung dieser katholischen Lutherforschung, die über Jahrhunderte hinweg tradierte Abwehrhaltung gegenüber Luther überwunden und ihn von der einseitigen Last der Spaltung der abendländischen Kirche befreit zu haben. Im Vorfeld der für das Jahr 2017 zu erwartenden Veranstaltungen und Feierlichkeiten, an denen die evangelische Christenheit vornehmlich in Deutschland durch besonders gestaltete Themenjahre mitwirkt, sieht sich auch die katholische Christenheit erneut herausgefordert, sich der theologischen Thematik der Reformation zu stellen.

Dabei treten drei wesentliche neuere Aspekte hervor. Ausgehend von den bisherigen Forschungen kann der „Bernhard-Faktor“ (Franz Posset) in Luthers Theologie genauer analysiert werden. Er gibt darüber Auskunft, dass Luther-Texte nicht nur eine erhebliche Anzahl von Bernhard-Zitaten enthalten, sondern dass Luther in einer spezifischen Weise mit diesem monastischen Erbe umgeht und damit zum Ausdruck bringt, wie er die von Bernhard von Clairvaux selbst geprägte monastische Theologie aufnimmt und für seine eigene Theologie zur Geltung bringt. Zweitens kann gezeigt werden, dass die von Wittenberg ausgehenden Reformimpulse eine „konfessorische Katholizität“ besitzen. Schließlich zeigt die genauere Analyse der Reformimpulse und ihrer Rezeption durch die katholische Theologie, insbesondere durch das Lehramt, dass die reformerischen Vorschläge Luthers nicht einfach durch das kirchliche Lehramt abgewiesen wurden. In einer ganzen Reihe von Fragen, insbesondere im Zusammenhang der Rechtfertigungslehre, des Eucharistieverständnisses, der Amts- und der Schriftfrage, lässt sich genauer bestimmen, wie das Konzil von Trient und das Zweite Vatikanische Konzil auf die kritischen Reformimpulse Luthers eingegangen sind, ohne sich direkt mit ihm auseinander zu setzen. So kann Luthers Katholizität neu bestimmt werden. Das Seminar will diese drei spezifischen Zugangsweisen zur Theologie Luthers durch Vortrag und an Texten dargestellt herausarbeiten.

Das Seminar wird zusammen mit Pater Dr. Augustinus Sander OSB angeboten. Seminarsprachen: Deutsch und Englisch.

13. Internationaler Kongress für Lutherforschung

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